Kleinheit der Seelenatome
Erstlich zeigt' ich ja schon, daß das feine Gebilde der Seele
Nur aus den kleinsten Atomen besteht, die kleiner bei weitem
Sind als die Urelemente der flüssigen Wassermaterie
Oder des Rauchs und des Nebels. Denn ihre Beweglichkeit steht ja
Weit voraus, und sie setzt sich beim leisesten Stoß in Bewegung,
Da sie doch schon von den Bildern des Rauchs und des Nebels
erregt wird.
So erblicken wir oft im Schlummer, wie Dampf vom Altare
Hoch in die Lüfte sich hebt und weithin der Rauch sich verbreitet.
Denn unzweifelhaft schweben uns Bilder von dort vor den Augen.
Da du nun also siehst, wie rasch aus zersprungnen Gefäßen
Naß auseinander fließt und Wasser ins Weite entweichet,
Da sich auch, ebenso Nebel und Rauch in die Lüfte verbreitet,
Glaube mir, daß auch die Seele noch schneller sich teilt auseinander
Und noch rascher vergeht und in ihre Atome sich auflöst,
Ist sie einmal den Gliedern des Menschen entflohn und entwichen.
Denn wenn der Körper bereits, der gleichsam der Seele Gefäß ist,
Nicht mehr die Seele zu halten vermag, wenn irgendein Stoß ihn
Trifft und ein Leck entsteht, so daß aus den Adern das Blut rinnt,
Wie soll dann wohl die Luft, wie du wähnst, sie zu halten vermögen,
Die doch viel weniger dicht als der Leib ist und weniger festhält?