Preis Epikurs
Der du zuerst aus der Finsternis Nacht so leuchtend die Fackel
Hoch zu erheben vermocht und die Güter des Lebens zu zeigen,
Dir, o Zier des hellenischen Volks, dir folg' ich und setze
Fest den Fuß in die Spuren, die du in den Boden gedrückt hast.
Nicht Wetteifer, dir gleich es zu tun, nur glühende Liebe
Drängt mich dir nachzustreben. Wie möchte dem Schwane die Schwalbe
Je sich vergleichen? Wie könnte denn auch mit zitternden Gliedern
Jemals das Böcklein im Lauf mit dem sehnigen Rosse sich messen?
Du, mein Vater, du bist der Entdecker der Wahrheit, du gibst uns
Väterlich Rat. Wie die Bienen auf blumiger Halde den Blüten
Allen Honig entsaugen, so schlürfen auch wir aus den Rollen,
Die du. Gepriesener, schriebst, nun alle die goldenen Worte,
Goldene Worte und wert bis in Ewigkeit weiterzuleben!
Denn sobald dein System, das Erzeugnis göttlichen Geistes,
Über das Wesen der Dinge die laute Verkündigung anhebt,
Scheucht es die Angst von der Seele. Da weichen die Mauern des Weltalls
Und ich erblick' im unendlichen Raum das Getriebe der Dinge.
Da enthüllt sich der Gottheit Macht und die friedlichen Sitze,
Die kein Sturmwind peitscht, kein Regengewölke benetzet,
Die kein Schneesturm schädigt, wo nie bei starrendem Froste
Weißlich die Flocken sich senken; wo immerdar heiter der Äther
Lacht und überallhin sich die Ströme des Lichtes ergießen.
Allen Bedarf reicht ferner von selbst die Natur und es stört nie
Irgendein Wesen die Gottheit im seligen Frieden des Geistes.
Nirgend erscheinen hingegen des finsteren Acheron Räume,
Nirgend auch hindert die Erde zu schauen, was alles umherschwirrt
Unterhalb unserer Füße im Raum des unendlichen Leeren.
Hier ergreift es mein Herz mit wahrhaft göttlicher Wollust
Und mit Schauer zugleich, daß so die Natur sich erschlossen
Deiner Gedankengewalt und jetzt allseitig enthüllt ist.