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Präpositionen

Im Vorübergehen nur ein Wort über die ganz natürliche Art, wie aus diesen Richtungsadverbien unsere sogenannten Präpositionen entstehen konnten und mußten. Es gilt zu zeigen, wie einfach die schlichte Alltagssprache ihre armen Worte zur Orientierung in dem primitiven Koordinatensystem des Sprechenden benützt hat. Versetze ich mich nämlich in den Standpunkt einer anderen Person oder eines Ereignisses, so brauche ich nur rechts, links, oben, unten, vorn, hinten zu sagen und die Ortsbezeichnung ist fertig: das nennt man dann ein Adverbium. Potenziere ich jedoch die Hinausverlegung des Standpunktes, indem ich mich zunächst an einen anderen Ort versetze und von dort aus wieder einen Punkt rechts, links, unten usw. bezeichne, so muß ich das Adverbium mit dem Gegenstände des anderen Orts verbinden und die sogenannte Präposition ist fertig: rechts der Straße, links der Straße, ob der Enns, unter der Enns, vor der Mauer, hinter der Mauer. Dass rechts und links in der Grammatik nicht als Präpositionen aufgeführt werden, kann mich nicht irre machen; der Grund ist wohl darin zu suchen, dass beide Worte nicht so alte Schöpfungen sind wie oben und unten. Insbesondere besaß das Deutsche im Mittelalter ein altes Wort für rechts (zese), das erst spät durch den metaphorischen Gebrauch der richtigen, der rechten Hand (man sagt heute noch den Kindern "gib das gute, das schöne Händchen") verdrängt wurde. Man kann wohl sagen, dass wir die Richtungsadverbien, welche an besonders bezeichnete Orte sich anlehnen, um so mehr als Präpositionen empfinden, je älter sie sind, je unerklärbarer ihre Etymologie ist. dass diese Präpositionen einen bestimmten Kasus ihrer Ortsbeziehung "regieren", wird heute von besseren Schulmeistern nicht mehr gelehrt. Nicht von der Präposition, sondern von der Frage "wo" oder "wohin" hängt es ab, ob wir den Punkt, auf welchen sich vorn, hinten, oben, unten bezieht, im Dativ oder im Akkusativ ausdrücken. Vielleicht hängt es mit der heute noch im Sprachgefühle vorhandenen Kasusbedeutung des wo und wohin zusammen, dass wir diese beiden Richtungen leicht an viele Adverbien knüpfen können; dagegen ist uns ein Kasus für das woher so ziemlich verloren gegangen, und so hat sich für diese Richtung eine bestimmte Präposition ausgebildet, unser "von", welches wieder in vielen Sprachen als Vertreter für die absterbende Kasusform des Genitivs getreten ist. Dieses unser "von" ist aber höchst wahrscheinlich (griechisch apo) hergeleitet von dem Richtungsadverbium oben oder ob und ist vom Standpunkte des unten die Antwort auf die Frage woher: von oben herab, "abe"; in der Schweiz gibt es noch Familiennamen wie "Ab der Fluh", welches unserem "Von der Fluh" entsprechen würde. Es ist überaus lehrreich, die nächst verwandten Präpositionen daraufhin zu betrachten; "für" ist noch ganz deutlich das Richtungsadverbium "vor". Wie sich die Formen ob, unter, vor, hinter zu den Adverbialformen oben, unten, vorn, hinten verhalten, das gehört in die Zufallsgeschichte der deutschen Sprache; nach meinem Sprachgefühl würde der Gebrauch der adverbialen Form als Präposition nicht nur immer verständlich sein, sondern sogar eine gewisse poetische, sinnfällige Kraft haben. Man lausche einmal auf: oben dem Baume, unten dem Berge usw.