Philosophie
Die Weltanschauung Schellings hat sich im Laufe der Zeit verschiedentlich gestaltet, sie hat eine Entwicklung durchgemacht. Aber der Kern derselben bleibt doch schließlich die Verschmelzung des Idealismus mit dein Spinozismus (bzw. dem Emanatismus) zu einem Identitätssystem, welches objektiver Idealismus oder (wie Schelling selbst sagt) »Ideal-Realismus« ist. Bleibend ist auch bei allen Wandlungen Schellings der Charakter seiner Philosophie als einer organischen Weltanschauung, nach welcher das All ein innerlich-lebendiger, einheitlicher Zusammenhang ist, der in jedem Teil zum Ausdruck kommt und in den sich jeder Teil, jedes Ding und Geschehen einreiht.
Der Gedanke des Absoluten ist der Leitgedanke Schellings, d.h. der Gedanke der allem Denken und Sein zugrunde liegenden unbedingten Einheit als Gegenstand des absoluten (über alles Endliche hinausgehenden) Wissens. Die Philosophie ist eine »absolute Wissenschaft«, ist »Wissenschaft des Absoluten«. Sie ist Streben, am »Urwissen« teilzunehmen, geht auf das einzig Wahre und (wahrhaft) Wirkliche, Seiende: Das Ganze, Eine, Unendliche, die Totalität, wie die Vernunft sie erfaßt, (vgl. Spinoza: »sub specie aeternitatis«).
»Der Standpunkt der Philosophie ist der Standpunkt der Vernunft, ihre Erkenntnis ist eine Erkenntnis der Dinge, wie sie an sich sind, d.h. wie sie in der Vernunft sind. Es ist die Natur der Philosophie, alles Nacheinander und Außereinander, allen Unterschied der Zeit und überhaupt jeden, welchen die bloße Einbildungskraft in das Denken einmischt, völlig aufzuheben.« Nach einem obersten Prinzip ist zu suchen. Dieses findet Schelling zunächst (mit Fichte) im absoluten Ich, in welchem Setzen und Gesetztes zusammenfallen. Subjekt und Objekt setzen ein solches Ich als Identitätsprinzip zusammen. Das absolute Ich ist das, was schlechterdings niemals Objekt werden kann (Vom Ich, S. 12). Es bringt sich durch absolute Kausalität denkend hervor, enthält alles Sein, alle Realität, da es wie seine Attribute unendlich ist, ist die einzige Substanz, die »immanente« Ursache alles dessen, was ist. Seine Form ist die Identität. Nur das Ich verleiht allem, was ist, Einheit und Beharrlichkeit. Das absolute Ich wird durch intellektuelle Anschauung erfaßt. Sie ist ein Vermögen, uns selbst unter der Form der Ewigkeit anzuschauen, in uns das Ewige, Absolute zu erfassen. Diese Anschauung ist der Punkt, »wo das Wissen um das Absolute und das Absolute selbst eins ist«. Vermittelst der intellektuellen Anschauung schaut sich der Geist unmittelbar als produzierend an. Das (absolute) Ich produziert (unbewußt, vermittelst der produktiven Einbildungskraft) das Objekt, ein »Ding an sich« gibt es nicht (Zur Erläuterung des Idealismus der Wissenschaftslehre). Die Natur ist ein Produkt des unendlichen Geistes, der im Raum, Zeit und Materie seine eigenen Gebilde anschaut. Diese Gedanken führt Schelling in den »Ideen zu einer Philosophie der Natur«. (1797; 2. A. 1803) weiter aus, an welche sich die Schriften »Von der Weltseele« und »Erster Entwurf eines Systems der Naturphilosophie« mit »Einleitung zu seinem Entwurf eines Systems der Naturphilos.« anschlössen.