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Transzendentalphilosophie


Das Gegenstück zur Naturphilosophie ist die Transzendentalphilosophie; läßt erstere das Ideelle aus dem Realen entspringen, so leitet die letztere das Reale, die Natur aus dem Produzieren, dem schöpferischen Handeln des Geistes ab. Das Ideelle oder Subjektive und das Reale (Reelle) oder Objektive sind die beiden »Pole« des Absoluten und die Transzendentalphilosophie hat nun die Aufgabe, »vom Subjektiven als vom Ersten und Absoluten auszugehen und das Objektive aus ihm entstehen zu lassen«. Alles Wissen beruht auf der »Übereinstimmung eines Objektiven mit einem Subjektiven«. Diese Übereinstimmung ist zu erklären und zwar hier vom Subjektiven aus. Die transzendentale Betrachtungsart, erblickt das Angeschaute nur durch den Akt des Anschauens, geht auf das geistige Produzieren des Objektiven, auf das »Handeln« des Geistes, auf das »sich selbst Objekt-werden des Subjektiven«, auf das »Wissen überhaupt«. Die Transzendentalphilosophie zerfällt in theoretische, praktische und in die Philosophie der Kunst. Das höchste Problem der Transzendentalphilosophie ist: Wie können die Vorstellungen zugleich als sich richtend nach den Gegenständen und die Gegenstände als sich richtend nach den Vorstellungen gedacht werden? Nur dadurch, daß zwischen beiden Welten eine neue »vorherbestimmte Harmonie« besteht, und diese selbst ist nicht denkbar, wenn nicht »die Tätigkeit, durch welche die objektive Welt produziert ist, ursprünglich identisch ist mit der, welche im Wollen sich äußert, und umgekehrt«. Die Tätigkeit, welche im freien Handeln mit Bewußtsein produktiv ist, muß im »Produzieren der Welt« ohne Bewußtsein produktiv sein. Die Natur als Ganzes ist zweckmäßig, ohne zweckmäßig erklärbar zu sein und die Philosophie der Naturzwecke, die Teleologie, ist der Vereinigungspunkt der theoretischen und praktischen Philosophie, der im Ich die Kunstphilosophie entspricht.

Die theoretische Philosophie erfaßt, wie alle transzendentale Betrachtungsweise, durch den »inneren Sinn« das »Handeln der Intelligenz nach bestimmten Gesetzen« sie reflektiert dieses Handeln in »intellektueller Anschauung«, einer Art ästhetischen Sinnes. Die Identität des Denkens und des Objekts, welche gesucht wird, findet sich im absoluten Ich, in dem, was sich selbst zum Objekt macht aber kein Objekt, keine Sache, kein Ding ist, sondern eins ist mit dem Denken selbst, »reiner Akt«, »reines Tun«. Es ist intellektuelle Anschauung, weil es durch das Wissen von sich selbst erst entsteht, »Subjekt - Objekt« ist. Das absolute Ich ist nichts Individuelles, sondern der Akt des »Selbstbewußtseins überhaupt«. Das reine Selbstbewußtsein ist ein Akt, der außerhalb aller Zeit liegt und alle Zeit erst konstituiert. Es ist nicht, weil es das Sein selbst ist, es gibt allen Dingen das Dasein, trägt sich selbst, erscheint objektiv als das ewige Werden, subjektiv als das »unendliche Produzieren«. Es ist Freiheit, das Sein aber nur die »aufgehobene Freiheit«, Ausdruck einer gehemmten Freiheit, unsere freie Tätigkeit, die im Wissen gefesselt wird. Durch den »absoluten Akt« des reinen Selbstbewußtseins ist das Ich und alles für das Ich Seiende gesetzt in einer »absoluten Synthesis«. Das Ich schaut seine Begrenztheit als Affektion eines Nicht-Ich an, es empfindet. Der Grund aller Realität der Erkenntnis ist der von der Anschauung unabhängige Grund der Begrenztheit der Ich-Tätigkeit. Die Anschauung schafft aus Tätigkeit und Leiden ein gemeinschaftliches Produkt, zu dem auch Raum und Zeit als Formen der Objekte gehören. Die (produktive) Anschauung ist schon intellektuell, der erste Schritt des Ichs zur Intelligenz. In der Anschauung ist der Gegenstand selbst unmittelbar gegenwärtig, er wird nicht erst erschlossen. Der Lichtstrahl z.B. ist eins mit dem Sehen, ist das ursprüngliche Sehen selbst. Der Ausdruck des Gleichgewichtes entgegengesetzter Tätigkeiten des Geistes erscheint als Materie, die aus (Expansiv- und Attraktiv-) Kräften besteht. Die Momente in der Konstruktion der Materie entsprechen den Akten der Intelligenz, sind eigentlich drei Momente in der Geschichte des Selbstbewußtseins, so daß »alle Kräfte des Universums zuletzt auf vorstellende Kräfte zurückkommen«. Die Materie ist in der Tat »geronnener Geist« (Hemsterhuis), »der Geist im Gleichgewicht seiner Tätigkeiten angeschaut«, der »erloschene Geist«. Das Objekt ist nur »fixierte« Zeit. Die Kategorien (Kausalität usw.), deren ursprünglichste die der Relation ist, sind »Handlungsweisen, durch welche uns erst die Objekte selbst entstehen«. Die Substanz entsteht durch die Fixation der Zeit, sie ist das Beharrende in der Zeit. Der Raum ist die »angehaltene Zeit«, die Zeit der »fließende Raum«. Im Raum ist ursprünglich keine Richtung, daher sind, wenn einmal Richtung in ihn kommt, alle Richtungen in ihm. Das Universum entsteht dem Ich vermöge des ursprünglichen Streites (der Duplizität) des Selbstbewußtseins, welches selbst zur Intelligenz sich entfaltet, die durch ihre früheren Akte sich selbst bindet. Sie muß sich selbst in der Sukzession ihrer Vorstellungen anschauen, insofern diese in sich selbst zurückläuft und diese in sich selbst zurückkehrende Sukzession ist - fixiert - die Organisation, die »erstarrte Sukzession«, eine »Anschauungsart der Intelligenz«. Bedingung des Selbstbewußtseins ist, daß ich eine Tätigkeit von Intelligenzen außer mir anschaue, weil es Bedingung ist, daß meine Tätigkeit sich auf ein bestimmtes Objekt richte. Nur dadurch, daß Intelligenzen außer mir sind, wird mir die Welt überhaupt objektiv. Daß Objekte wirklich außer mir existieren, davon kann ich nur dadurch überzeugt werden, daß sie von Intelligenzen außer mir angeschaut werden. »Für das Individuum sind die anderen Intelligenzen gleichsam die ewigen Träger des Universums.« Die gemeinschaftliche Welt der Intelligenzen ist das Urbild, dessen Übereinstimmung mit meinen Vorstellungen allein Wahrheit ist.


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