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Wie würden Sie sich im Falle eines Krieges gegen die UdSSR verhalten?

(Rundfrage der ›Moskauer Rundschau‹)

Ihre Frage, welches meine Stellung im Falle eines imperialistischen Krieges gegen die Sowjetunion sein wird, beantworte ich dahingehend:

Im Falle asiatischer Konflikte schwiege ich, weil ich diese Fragen nicht übersehen kann.

Handelt es sich dagegen um einen europäischen Zusammenschluß von Mächten, die mit Hilfe der Kirche ununterbrochen gegen jenes Rußland hetzen, das ihnen wegen der eigenen Arbeiterbewegungen ein Dorn im Auge ist, so kann meine Stellung nur eindeutig sein: für Rußland gegen jene Mächte, auch dann, wenn es sich um Deutschland handelt. Meine Bereitwilligkeit, in einem solchen Fall für Rußland einzutreten, wird sich nach den Umständen richten, die ich nicht voraussehen kann; ich hielte es nicht für klug, vorher eine Taktik bloßzulegen, die sich, was mich angeht, nicht an legale Mittel gebunden hält. Immerhin bin ich Schriftsteller und kein ausübender Politiker.

Ich hielte einen solchen Krieg, dessen Ausgang nicht gewiß sein dürfte, für eine Katastrophe der internationalen Arbeiterbewegung; tritt dergleichen ein, so ist mir keinen Augenblick zweifelhaft, wer der Schuldige ist.

Kurt Tucholsky
Moskauer Rundschau, 22.06.1930, Nr. 25.