Camuccini, Vincenzo, Ritter, Historien- und Porträtmaler, vieljähriger Inspektor der öffentlichen Gemälde der päpstlichen Galerie und der Mosaikfabrik, geb. 1773 zu Rom, gest. daselbst 1844, machte von früher Jugend an die eifrigsten Studien nach der Antike und nach den großen Meistern Raphael, Andr. del Sarto, Domenichino u.s.w., so dass er schon zu Anfang des jetzigen Jahrhunderts für einen der besten römischen Künstler galt. Sein Name knüpft sich allerdings an das Wiederaufblühen der Künste in Italien, auch zeigt er sich in seinen zahlreichen, vielfach der Geschichte Roms und des Mittelalters, sowie der Legende entnommenen Gemälden, als ein sehr geübter Zeichner, der es versteht, eine große Komposition verständig zu gruppieren und durch richtige Berechnung gewaltiger Massen Wirkung hervorzubringen; doch hat er sich von dem deklamatorischen und äußerlichen französischen Wesen, mit dessen Herrschaft seine Jugend zusammenfiel, nie ganz frei zu halten vermocht. Zu seinen vorzüglichsten Werken sind einige Kartons und kleinere gemalte Skizzen zu zählen, die sich von Seinen Ölgemälden nicht nur durch größere Freiheit und Naivität auszeichnen, sondern sich überhaupt denen der ersten Meister an die Seite stellen. Die ersten Gemälde, mit welchen er Aufsehen erregte, waren der Tod des Cäsar und der Tod der Virginia, Bilder mit lebensgroßen Figuren, die sich durch tüchtige Zeichnung, Adel der Charaktere, Bestimmtheit des Ausdrucks und kräftiges und klares Kolorit auszeichnen, dagegen in der Anordnung zu sehr an die französisch-theatralische Weise erinnern. Ihnen folgte eine Darstellung im Tempel (für San Giovanni zu Piacenza), der ungläubige Thomas, dem die Ehre wiederfuhr, für die S. Peterskirche in Mosaik gebracht zu werden, lauter Gemälde, in denen die Italiener ihre Hoffnung, Camuccini, als die höchste Zierde der römischen Schule betrachten zu können, verwirklicht glaubten. Außer verschiedenen Szenen aus der römischen Geschichte, malte er ferner: eine Grablegung Christi für Karl IV. von Spanien, Christus im der Vorhölle, die Bekehrung Sauls für die Kirche der Apostel zu Rom; das Wunder des h. Francesco di Paolo, für die Kirche dieser Heiligen zu Neapel u.s.w. Im Porträtfach war Camuccini ausgezeichnet und es gehören unter seine schönsten derartigen Hervorbringungen die Bildnisse des Königs und der Konigin von Neapel, das der Gräfin von Dietrichstein und das Pius VII., in der k. k. Galerie zu Wien (woselbst sich auch ein anderes Bild: die Enthaltsamkeit des Scipio, befindet). Mehrere seiner Werke hat Bettelini gestochen, auch kamen mehrere Blätter eines Lebens Christi nach seinen Hauptmomenten in Lithographien heraus*).
*) Abgebildet in den Denkmälern der Kunst. Atlas zu Kuglers Handb. d. Kunstgesch. Taf. 104, Fig. 6—8.