Alonso Cano

Cano, Alonso, einer der berühmtesten spanischen Meister, geb. zu Granada 1601, gest. 1667 daselbst, war Architekt, Bildschnitzer und Maler, zu welcher Vereinigung der Künste in einer Person die Prachtaltäre spanischer Kirchen der damaligen Zeit, die fast zu gleichen Teilen aus Gemälden, Skulpturen und Architektur bestanden, vielfältige Veranlassung gaben. Die Baukunst erlernte er bei seinem Vater Miguel Cano, die Bildhauerkunst bei Juan Martinez Montanes und die Malerei bei Fr. Pacheco und Juan del Castillo, aber schon in seinen ersten Altären in S. Alberto und in S. Paula zu Sevilla übertraf er seine Lehrer in sämtlichen Künsten. Obgleich er Italien nicht gesehen, schwang er sich dennoch aus der naturalistischen Richtung seiner heimatlichen Zeitgenossen zu einer mehr klassischen Behandlung der Form empor, so dass die edle Einfachheit in allen seinen Werken, die Kenntnis und richtige Anwendung der Anatomie bei den nackten Teilen, das eigentümliche, taktvolle Maasshalten an einen, nach den Mustern der Antike gebildeten Stil erinnert. Seine Skulpturen übertreffen an Feinheit der Zeichnung und Schönheit der Formen in Verbindung mit der sorgfältigsten Ausführung in estofado Alles, was in Spanien in dieser Art geleistet worden ist. Der Ausdruck seiner Madonnenköpfe ist zugleich von einer Lieblichkeit, wie solche bei seinen Landsleuten nur selten vorkommt. So sieht man in der Sakristei der Kathedrale zu Granada einige Statuetten, worunter eine Konzeption, ein wahrhaft zauberhaftes Werk von kaum einen fuss hohen Figuren. Die Maria einer zweiten Konzeption ebendaselbst, zu deren Füßen in den Wolken vier Engelsknaben und drei Engelsköpfchen schweben, in der Art, wie sie Murillo in seinen Bildern anzubringen pflegte, ist ernster gehalten, voll Würde und Einfalt. Weniger fein in der Behandlung ist eine kleine sitzende heil. Jungfrau mit dem Christuskind auf dem Schoss; von guter Arbeit aber sind zwei kleine Franziskanerstatuetten: Pedro de Candara, mit einer Taube, und S. Anton von Padua, das Christkind im Arme haltend. Sehr merkwürdig sind endlich zwei kolossale Büsten in Kork geschnitten und in estofado bemalt, die Adam und Eva vorstellen sollen und von Cano selber so wert geschätzt wurden, dass er sich nie von denselben trennen wollte, und sich mit denselben (auf dem berühmten Porträt im Madrider Museum) von seinem Freund und Mitschüler Velasquez malen ließ. Nach seinem Tode wurden sie von seinen Erben dem Domkapitel seiner Vaterstadt geschenkt, das sie hoch oben an den Pfeilern beim Eingang zum Chor in zwei runden Nischen aufstellen ließ. In seinen Gemälden ist Cano streng und edel in der Zeichnung, klar im Ton, fein und blühend im Kolorit und von tiefer Empfindung. Man kann sagen, dass er von keinem seiner Landsleute in der Richtigkeit und Sicherheit des Blicks übertroffen wurde, dass Keiner, so wie er, die Würde und Erhabenheit der Antike mit der Naivität des Natürlichen zu verbinden gewusst, dass ihn Keiner in der Kunst des Helldunkels erreicht, Keiner in der Komposition selbst so viel Verstand, Geschmack und Harmonie bewiesen hat. Was man insbesondere an seinen Bildern rühmt, ist die glückliche Anordnung der Gewandung, unter der man überall die Formen durchfühlt und die Sorgfalt in der schwierigen Ausführung der Hände und Füße. Er bildet zwischen dem begeisterten und glühenden Koloristen Murillo und dem feurigen und gewaltigen Ribera die richtige Mitte der Korrektheit, Mäßigung, Eleganz, Sanftheit und reizvollen Anmut. Doch kann dies nur von seinen besten Gemälden gesagt werden, denn im Ganzen sind sie sehr ungleich an Güte, manchmal sogar nur dekorationsmäßig behandelt. So ist seine „Virgin de la solidad", die h. Jungfrau der Einsamkeit, in der S. Michaelskapelle der Kathedrale zu Granada, ein Bild von ergreifendem, zu innerster Sammlung stimmendem Ausdruck, von ungemein tiefer Färbung und ernster Haltung, während die sieben großen Bilder aus dem Leben der Maria in der Kuppel derselben Kirche, trotz dem blähenden Kolorit von wahrhaft festlicher Wirkung, in der Komposition nicht so einfach und stylvoll und mehr auf den Effekt berechnet sind. Eines seiner schönsten Werke ist hingegen wieder das Altarblatt in der Kathedrale zu Malaga, die bekannte „Virgin del rosario", eine reiche Komposition von stylvoller Zeichnung und klarer, milder Färbung. In der Kathedrale zu Sevilla wird eine Maria mit dem Kinde von großer Schönheit und hoher Vollendung bewahrt. Unter den acht Bildern des Alonso, im k. Museum zu Madrid, ist das mit dem Leichnam Christi, schön in der Anordnung, hauptsächlich aber reizend durch die schöne Behandlung des Helldunkels. Auch vortreffliche Bildnisse hat Alonso Cano hinterlassen, die eben so lebendig in der Auffassung des Individuums, als großartig und elegant in Zeichnung und; fein in der Färbung sind. Ein vorzüglich schön koloriertes Porträt ist das eines Dominikaners in dem Nationalmuseum zu Madrid. In der Bildersammlung in Alton Tower befindet sich von ihm der heil. Antonius von Padua, mit dem Christuskind und Maria, ein Bild von religiösem Gefühl und fleißiger Ausführung, in einer warmen, kräftigen Farbe. Auch das Museum zu Berlin besitzt zwei herrliche Bilder dieses Meisters: die heil. Agnes und den Esel des Propheten Bileam. 

Cano hat eine sehr zahlreiche Schule gebildet, die speziell mit dem Namen der Schule von Granada bezeichnet wird; sie zeigt eine ausgedehnte Verbreitung seines eigentümlichen Stils, ohne dass jedoch Werke von sonderlicher Bedeutung aus derselben hervorgegangen sind. 

Ein ihm zugeschriebenes radiertes Blatt, die h. Katharina darstellend, trägt das zweite der nebenstehenden Monogramme.

 

Literatur. Bermudez, Diccionario historico de los mas illustres professores de las bellas artes in Espana. — Passavant, Die christliche Kunst in Spanien. — Kugler, Handbuch der Geschichte der Malerei.


Share
 © textlog.de 2004 • 06.01.2025 22:30:54 •
Seite zuletzt aktualisiert: 24.02.2005 
bibliothek
text
  Home  Impressum  Copyright  A  B  C  D  E  F  G  H  I  J  K  L  M  N  O  P  Q  R  S  T  U  V  W  X  Y  Z