V. Im heiligen Lande
20. Februar. Der Prinz hält durch das Tor von Jaffa seinen Einzug in Jerusalem. Über seiner Uniform trägt er den Johannitermantel. Bald aber steigt er vom Pferde, um den Weg zur Grabkirche zu Fuß zu machen. Die Geistlichkeit empfängt ihn am Portal. »Das Gotteshaus war durch Hunderte von Glaslampen erleuchtet, deren höchster Glanz sich auf die reichgeschmückte Stätte des Heiligen Grabes ergoß.« Rückkehr in das mittlerweile vor dem Tor von Damaskus aufgeschlagene Zeltenlager.
21. Februar. Der Prinz und seine Begleiter empfangen das heilige Abendmahl in der Kapelle des »Muristän«, dem alten Wohngebäude der »Ritter vom Spital« (Johanniter).
22. Februar. Aufbruch von Jerusalem. Um neun Uhr früh saß der Prinz im Sattel. Zu guter Stunde wird Bethlehem erreicht, dessen Häuser »steinernen Burgen und Kastellen« gleichen. Besuch der »Marienkirche«; darauf, unter Führung des griechischen Bischofs Antimos, Besuch der Felsgrotte, der Geburtskapelle und der Krippe des Heilands. Nachtquartier draußen im Lager.
23. Februar. Aufbruch. Frühstück am Toten Meer. Das Menü lag in Golddruck auf der Tafel des Prinzen und hatte die Aufschrift: »A la Mer Morte, le 23 Fevrier 1883. Campement de S. A. R. le Prinz Frédéric-Charles de Prusse«. Vom Toten Meer nach Jericho. Auf den Trümmern des alten Jericho wird das Lager aufgeschlagen.
24. Februar. Fortsetzung der Reise bis zum Dorf Abd-el-Kader. Lager.
25. Februar. Aufbruch zu früher Stunde. Erste Rast am »Jakobsbrunnen«. Dann bis zur Stadt Nabulus, dem alten Sichem der Bibel. »Nabulus ist bekannt durch seine Seifenfabrikation; trotz dieser herrscht in dem alt-biblischen Ort ein unglaublicher Schmutz.«
26. Februar. Weitermarsch gen Norden. Samaria wird passiert. Lager bei Djenin. Vom Regen aufgeweichter Boden; eine entsetzliche Schmutzlache. Nur der Prinz bleibt heiter und guter Dinge.
27. Februar. Mittagsrast in Sulem. Passierung der großen Ebene von Esdrelon. Dann bergauf. Als der Zug wieder niederstieg, wurde Nazareth sichtbar. Bald danach ging ein Wolkenbruch nieder. »Gott sei Dank, das Pilgerhaus des lateinischen Klosters, die sogenannte Casa nuova foresteria ist in Sicht und die Torhalle empfängt die triefenden Reisenden. Dienstfertige Klosterbrüder in brauner Mönchskutte tummeln sich in geschäftiger Hast, um den Prinzen und seine Begleiter in die kleinen, aber wohnlichen und sauberen Gemächer zu führen. Ein orientalisches Mangal, ein mächtiges blankes Kupferbecken voll glimmender Holzkohlen, verbreitet eine wohltuende Wärme im Zimmer des Prinzen, der seine Getreuen zu sich beruft, um die verklammten Glieder zu durchwärmen. Schwieriger war es die durchweichten Kleider und Mäntel wieder auszutrocknen, aber der freundliche Grobschmied in der Nähe der Casa belud sich mit dieser Sorge und die Esse sprühte Feuer und Funken, um die eingesogene Feuchtigkeit aus den dampfenden Stoffen und Kleidern herauszutreiben. Das böse Wetter setzte sein Wüten fort, aber die Nacht in Nazareth im warmen trockenen Himmelbett, wird unvergeßlich bleiben.«
28. Februar. Wieder Regen. Der Prinz bleibt als Gast im Kloster und faßt den Entschluß, über Beirut und Damaskus nach Palmyra zu gehen.