b. Die eigentlich gotische Baukunst
In dem dreizehnten Jahrhundert entwickelte sich sodann die gotische Baukunst in der eigentümlichen Form, deren Hauptkennzeichen ich oben näher angegeben habe. Heutigentags ist sie den Goten abgesprochen worden, und man hat sie die deutsche oder germanische Baukunst genannt. Wir können jedoch die geläufigere ältere Benennung beibehalten. In Spanien nämlich finden sich sehr alte Spuren dieser Bauart, die auf einen Zusammenhang mit geschichtlichen Umständen deuten, indem sich gotische Könige, bis in die Gebirge Asturiens und Galiciens zurückgedrängt, dort unabhängig erhielten. Dadurch scheint nun zwar eine nähere Verwandtschaft der gotischen und arabischen Architektur wahrscheinlich zu sein, doch sind beide wesentlich zu trennen. Denn das Charakteristische in der arabischen Baukunst des Mittelalters ist nicht der Spitzbogen, sondern die sogenannte Hufeisenform, und außerdem zeigen die Gebäude, die für einen ganz anderen Kultus bestimmt sind, orientalischen Reichtum und Pracht, pflanzenähnliche Verzierungen und sonstige Zierate, die Römisches und Mittelalterliches äußerlich vermischen.