a. Die vorgotische Baukunst
Von der gotischen Architektur, wie ich sie soeben geschildert habe, ist sehr wohl die sogenannte vorgotische zu unterscheiden, welche sich aus der römischen hervorgebildet hat. - Die älteste Form der christlichen Kirchen ist basilikenartig, indem dieselben aus öffentlichen kaiserlichen Gebäuden entstanden, großen oblongen Sälen mit hölzernem Dachstuhl, wie Konstantin sie den Christen einräumte. In solchen Sälen befand sich eine Tribuna, auf welche bei gottesdienstlichen Versammlungen der Priester zum Gesang und zur Rede oder zum Vorlesen trat, woraus sich dann die Vorstellung des Chors mag gebildet haben. In derselben Weise nahm nun auch die christliche Architektur ihre anderweitigen Formen, wie z. B. den Gebrauch der Säulen mit Rundbogen, die Rotunden und die ganze Verzierungsweise von der klassischen Baukunst besonders im weströmischen Reiche, an, während man auch im oströmischen Kaisertum bis auf Justinians Zeit derselben Bauart scheint treu geblieben zu sein. Selbst was die Ostgoten und Langobarden in Italien bauten, behielt im wesentlichen den römischen Grundcharakter. - In der späteren Architektur jedoch des byzantinischen Kaiserreichs treten mehrfache Veränderungen ein. Den Mittelpunkt bildet eine Rotunde auf vier großen Pfeilern, woran sich dann verschiedenartige Konstruktionen zu den besonderen Zwecken des griechischen, vom römischen unterschiedenen, Kultus anfügten. Mit dieser eigentlichen Baukunst des byzantinischen Reichs ist nun aber diejenige nicht zu verwechseln, welche man in allgemeiner Beziehung byzantinisch nennt und die in Italien, Frankreich, England, Deutschland usf. bis gegen das Ende des zwölften Jahrhunderts gebräuchlich war.