3. Positive Erhaltung der negativ gesetzten Momente
Dem Siege der neuen Götter zum Trotz bleibt nun aber in der klassischen Kunstform das Alte, teils in seiner bisher betrachteten ursprünglichen Form, teils in umgewandelter Gestalt erhalten und verehrt. Nur der bornierte jüdische Nationalgott kann keine anderen Götter neben sich vertragen, weil er Alles als der Eine sein soll, obschon er seiner Bestimmtheit nach nicht über die Beschränktheit hinauskommt, nur der Gott seines Volkes zu sein. Denn seine Allgemeinheit zeigt er eigentlich nur durch die Schöpfung der Natur als Herr des Himmels und der Erde; im übrigen aber ist er der Gott Abrahams, der die Kinder Israels aus Ägypten geführt, Gesetze vom Sinai gegeben, das Land Kanaan den Juden zugeteilt hat und durch die enge Identifikation mit dem jüdischen Volk ganz partikular nur der Gott dieses Volks ist und dadurch überhaupt weder als Geist in positivem Einklang mit der Natur steht, noch aus seiner Bestimmtheit und Objektivität in seine Allgemeinheit wahrhaftig als absoluter Geist zurückgenommen erscheint. Deshalb ist dieser harte Nationalgott so eifrig und befiehlt in seiner Eifersucht, anderwärts nur lauter falsche Götzen zu sehen. Die Griechen dagegen fanden ihre Götter bei allen Völkern und nahmen das Fremde in sich auf. Denn der Gott der klassischen Kunst hat geistige und leibliche Individualität und ist dadurch nicht der Eine und Einzige, sondern eine besondere Gottheit, welche wie jedes Besonderes einen Kreis des Besonderen um sich her oder sich gegenüber als ihr Anderes hat, aus dem sie resultiert und das seine Gültigkeit und seinen Wert zu bewahren weiß. Es geht damit wie mit den besonderen Sphären der Natur. Obgleich das Pflanzenreich die Wahrheit der geologischen Naturgebilde, das Tier wiederum die höhere Wahrheit des Vegetabilischen ist, so bleiben dennoch die Gebirge und das aufgeschwemmte Land als Boden der Bäume, Gebüsche und Blumen bestehen, die wiederum neben dem Tierreich ihre Existenz nicht verlieren.
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