I. [Entwicklung der Äquivalenzvorstellungen über dieses Stadium hinaus und auf den reinen Symbolcharakter des Geldes zu]
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Es scheint dagegen, als ob ein von vornherein nur ideales Geld höheren wirtschaftlichen Anforderungen nicht genügte, trotzdem der Mangel an Beziehung zu allen unmittelbaren Werten - der die zu allen gleichartige Beziehung involviert - es zu besonders weiter Verbreitung eignet. Die merkwürdige Ausdehnung des Kaurigeldes, das seit 1000 Jahren in einem großen Teile Afrikas, früher im Gebiete des indischen Ozeans, prähistorisch in Europa galt, wäre kaum möglich gewesen, wenn es nicht so rein ideal wäre. Auf den tieferen Wirtschaftsstufen finden sich die äußersten Gegensätze der Geldwerte zusammen; es begegnet einerseits ein so absolut wertkonkretes Geld, wie das Rindergeld oder die Baumwollenstoffe, die auf den Philippinen als Großgeld kursierten, andrerseits ein so absolut ideales, wie das Kaurigeld, wie das Geld aus der Rinde des Maulbeerbaums, das Marco Polo in China entdeckte, wie die Porzellanstücke mit chinesischen Schriftzeichen, die in Siam galten. Eine gewisse funktionelle Entwicklung über jene wertkonkreten Geldarten hinaus ist dort angebahnt, wo zwar Naturalartikel, aber solche die zugleich besonders Exportartikel sind, zu Tauschmitteln werden: Tabak in Virginia, Reis in Carolina, Klippfisch in Neufundland, Tee in China, Pelze in Massachusetts. Beim Exportartikel ist der Wert einigermaßen aus der Unmittelbarkeit psychologisch herausgerückt, die bei der Binnen-Konsumtion der Geldware stattfindet. Allein die glücklichste Mitte zwischen abstrakten Geldarten, wie die angeführten, und dem Konsumtivgeld stellt doch das Schmuckgeld, also Gold und Silber, dar, indem es weder so launenhaft und sinnlos wie jene, noch so grob und singulär wie dieses ist. Dies ist offenbar der Träger, der das Geld zugleich am leichtesten und am festesten zu seiner Symbolwerdung leitet; das Stadium dieser Bindung muß es passieren, um zu dem Maximum seiner Leistungsfähigkeit zu gelangen, und es scheint, daß es für absehbare Zeiten nicht gänzlich aus ihm heraustreten kann.
Wenn sekundäre Symbole - wie man sie im Unterschied gegen die naive Symbolistik naiver Geisteszustände nennen kann - immer mehr die unmittelbaren Greifbarkeiten von Dingen und Werten für die Praxis ersetzen, so ist damit die Bedeutung des Intellekts für die Lebensführung außerordentlich gesteigert. Sobald das Leben nicht mehr zwischen sinnlichen Einzelheiten verläuft, sondern sich durch Abstraktionen, Durchschnitte, Zusammenfassungen bestimmen läßt, so wird insbesondere in den Beziehungen der Menschen untereinander der schnellere und genauere Vollzug der Abstraktionsprozesse einen erheblichen Vorsprung verleihen. Wenn da, wo in roheren Zeiten die öffentliche Ordnung nur durch physische Gewalt hergestellt werden konnte, heute das bloße Erscheinen eines Beamten dazu gehört; wenn die bloße Namensunterschrift uns äußerlich und innerlich bedingungslos bindet; wenn unter feinfühligen Menschen ein leise andeutendes Wort oder eine Miene hinreicht, ihr Verhältnis dauernd festzustellen, das sich unter tieferstehenden erst auf lange Auseinandersetzungen oder praktische Handlungsweisen hin ergibt; wenn man uns durch eine Berechnung auf dem Papiere zu Opfern bringen kann, die dem Unverständigen nur durch die reale Einwirkung der betreffenden Faktoren abgezwungen werden - so ist diese Bedeutung symbolischer Dinge und Taten offenbar nur bei sehr gesteigerter Intellektualität möglich, nur bei dem Vorhandensein einer so selbständigen geistigen Kraft, daß sie des Eintretens unmittelbarer Einzelheiten nicht bedarf.
Ich habe dies ausgeführt, um die Einordnung des Geldes auch in diese Strömung der Kultur einleuchtend zu machen. Das immer wirkungsvoller werdende Prinzip der Ersparnis an Kräften und Substanzen führt zu immer ausgedehnterem Verfahren mit Vertretungen und Symbolen, welche mit demjenigen, was sie vertreten, gar keine inhaltliche Verwandtschaft haben; so daß es durchaus in derselben Richtung liegt, wenn die Operationen mit Werten sich an einem Symbol vollziehen, das mehr und mehr die materielle Beziehung zu den definitiven Realitäten seines Gebietes einbüßt und bloß Symbol wird. Diese Lebensform setzt nicht nur eine außerordentliche Vermehrung der psychischen Prozesse voraus - wie komplizierte psychologische Vorbedingungen fordert etwa nur die Deckung von Banknoten durch Barreserve! - sondern auch eine Erhöhung derselben, eine prinzipielle Wendung der Kultur zur Intellektualität. Daß das Leben im wesentlichen auf den Intellekt gestellt ist und dieser als die praktisch wertvollste unter unseren psychischen Energien gilt - das pflegt, wie nachherige Überlegungen noch ausführlich zeigen werden, mit dem Durchdringen der Geldwirtschaft Hand in Hand zu gehen; wie denn auch innerhalb des Handelsgebietes, insbesondere wo reine Geldgeschäfte in Frage stehen, zweifellos der Intellekt im Besitz der Souveränität ist. Die Steigerung der intellektuellen, abstrahierenden Fähigkeiten charakterisiert die Zeit, in der das Geld. immer mehr zum reinen Symbol und gegen seinen Eigenwert gleichgültig wird.
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