Verwandlung
Du bist mir nur von weitem noch. Und kaum
an meinem Horizont ein Rand mehr, nur ein Saum
purpurnen Abschieds. Nur noch eine Spur.
Schien mir die Sonne? Nein, sie schien mir nur!
Du bist es nicht! Den Brand noch im Gesicht,
ruf ich dir nach: Bist du nicht, warst du nicht!
Warum verglommst du mir? — Doch warst du, doch!
Du warst, du bist es: denn ich seh’ dich noch.
Wohin entsinkst du mir? Zurück bleibt Nacht.
Wo lebst du, leuchtest jetzt? Wohin die Pracht?
Noch spielt mein Geist mit deinem Licht; im Wähnen
um das lebendige, stets nachgezogen,
schaff’ deinem Schimmer ich durch meine Tränen
den nie verlöschend letzten Regenbogen.
Ich weiß von Wüsten, wo ein Mittag war
und nichts als Lust,
und alles wurde klar.
Aufriß das große Licht mein Menschenauge,
daß ihm die dunkle Welt nicht tauge;
und aller Ursprung wurde mir bewußt.
Und über mir war Mittag, stand die Zeit,
und eine Weile war Unendlichkeit,
ein Teil von dir. Mit Armen hielt ich sie,
da war kein Anfang und das Ende nie!
Dein Strahl traf durch mein Haupt und diese Welt
brach auf in Flammen, die mein Herz verbrannten.
Als alle Sinne dich erkannten,
war ihnen gleich der Geist gesellt.
Naturhaft jedes Ding um uns; der Mond
nannte dich Schwester, und ein weher Wind
war Stimme dir, die Stürme übertönt,
und Sterne flohen, schwebten wir vorbei.
Vorbei du mir! Dies ist der andre Herbst,
dem niemals mehr entwandelt die Natur;
sie ging ins Grab, woraus ich sie empfing.
Und überall ist nichts als Zeit, und nichts
als Erde. Und du ließest nichts zurück
als die Gewalten, die mich rückwärts rufen,
und alles Opfer, das umsonst sich bietet,
Herzuntergang in gnadenloser Weite,
irres Gebet zu niemand und um nichts,
gottlosen Altar, sternenlose Nächte,
furchtbare Mächte der Gewesenheit!
Ich renne rasend durch die Erdenzeit
zurück in dich und finde dich nicht mehr!