Prestige
Prestige (frz. prestige), ein diplomatisches Schlagwort zur Bezeichnung eines blendenden, gewissermaßen zauberhaften Ansehens, insbesondere einer Respekt gebietenden Machtstellung, scheint im Deutschen seit den sechziger Jahren des 19. Jahrhunderts sich verbreitet zu haben. Darüber zahlreiche Belege bei Sanders, Fremdw. 2, 339. Dann brachte aber anscheinend der Reichstagsabgeordnete Eugen Richter das gern auf Bismarck gemünzte Wort dadurch erneut aufs Tapet, dass er am 2. April 1881 behauptete: „Man urteilt jetzt ganz anders über den Reichskanzler und ist viel weniger geneigt, so unbedingt seine Hinsicht und Unfehlbarkeit auf wirtschaftlichem Gebiet anzuerkennen, wie es früher in weiten Kreisen des Volkes der Fall war. Mit einem Wort: er hat das Prestige im Volk verloren.“ Darauf erwiderte Bismarck seinem Vorredner mit der ausdrücklichen Versicherung (Polit. Reden 9, 12): „Er hat damit geschlossen, dass mein Prestige im Schwinden wäre. Ja, wenn er Recht hätte, möchte ich sagen: Gott sei Dank! Denn Prestige ist etwas furchtbar Lästiges, etwas, an dem man schwer zu tragen hat, und das man leicht satt wird.“
Vergl. weiter die Anspielung E. Dührings (1881) S. 92, wo von der „Politik des militärischen Prestige“ die Rede ist.