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Tertullianus

"Die ersten Kirchenväter waren, ehe sie Christen wurden, heidnische Philosophen gewesen." Die christliche Philosophie der ersten Jahrhunderte war der alte, doppelte Materialismus. In ihren moralischen Anschauungen waren diese ältesten christlichen Lehrer etwa Stoiker; in ihren Vorstellungen von der Seele aber mußten sie schon darum an einer Materie, wenn auch einer feineren, dünneren Materie festhalten, weil sie sonst für die Belohnung und Bestrafung im Jenseits fürchteten. Diese Männer besaßen die naiven und robusten Vorstellungen der sogenannten Wilden. Tertullianus lehrt ganz einfach: Nichts ist unkörperlich, als was nicht ist. Alles, was ist, ist in seiner Art körperlich. Gott besteht für ihn aus etwas Ähnlichem, wie: was man heute unter Äther versteht. Wer sollte leugnen, daß Gott Körper sei, obwohl er Geist ist? Ein Geist ist ein Körper eigener Art. So ein Geist ist auch die Seele, wie die Seele von den Christen überhaupt mit Gott in engste Beziehung gebracht wurde. Die Seele besitzt die menschliche Gestalt, dieselbe wie der Leib. Sie ist nur zart und hell und luftartig. Man sieht, der Kirchenvater Tertullianus stellt sich die Seele ebenso vor, wie der robuste und naive Glaube unserer Spiritisten sich die Schatten der Verstorbenen vorstellt.