Hoffmannstropfen
Hoffmannstropfen, Liquor anodynus mineralis Hoffmanni, Spiritus sulphurico-aethereus. Unter den höheren und mittleren Ständen gibt es wohl selten eine Familie, welche diese Tropfen nicht im Hause vorrätig hielte. Dass in vielen Fällen von leichten Ohnmachten, Krämpfen, Schwindel und sonstigen Nervenbeschwerden, mit diesem schlechtweg sogenannten Liquor viel Missbrauch getrieben wird, ist schon oben gesagt worden. (S. Brausepulver.) So wie man mitunter Hypochonder findet, welche zur Vertreibung ihrer unangenehmen Gefühle und Gemütsverstimmung so häufig dem Weine oder dem Branntweine, den Liqueurs zusprechen, dass sie Gewohnheitstrinker geworden sind; eben so trifft man viele hysterische Frauenzimmer an, welche bei jedem, noch so unbedeutendem Gefühl von Verstimmung, von Flatulenz etc. sogleich nach dem Liquor anodynus und der Eau de Cologne (manche selbst zum Opium) greifen und des Jahres über große Quantitäten davon konsumieren. Hier ist Abhärtung des Körpers und der Seele: kaltes Wasser zum Trinken und Baden, Enthaltsamkeit von Sinnesgenüssen, Hervorrufung einer kräftigen Willenskraft durch eignen und fremden Einfluss, z. B. durch einen charakterfesten Mann, hundertmal besser als das ewige Medizinnehmen. — Übrigens gehört der Liquor anodynus zu den versüßten Säuren, die in der Wirkung den Ätherarten: der Schwefel- und Essig naphtha etc., wenn auch nicht in so hohem Grade, gleichen. (S. Essignaphtha.) Personen mit Bandwurm empfiehlt Neumann (Bemerkungen über Arzneimittel S. 149) zur Betäubung des Wurms vor dem Einnehmen der eigentlichen abtreibenden Mittel (Filix mas; Ol. Ricini etc.) eine große Dosis Schwefeläther, oder auch einen bis zwei Teelöffel voll Liquor anodynus, wodurch der Wurm leichter abgeht.