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Hungerkur

Hungerkur. Das methodische Fasten gegen veraltete Venerie, Flechten, krankhafte Fettleibigkeit, so wie zur Verhütung und Heilung der Seekrankheit (s. oben S. 180), gegen eingewurzelte Gicht, selbst gegen Krebs, ist ein herrliches Mittel zur Beschränkung und Tötung der eben genannten, wie aller anderen Afterproduktionen und sonstigen krankhaften Vegetationen. Die Kranken erhalten mehrere Wochen lang nicht mehr, als Mittags und Abends, jedesmal vier Lot mageres, gebratenes oder gekochtes Fleisch und eben so viel Brot, neben einem Absud von Queckenwurzeln. Eine ähnliche Hungerkur, wo der Mensch nur altes Weißbrot und Brunnenwasser, sonst nichts anders, vier bis sechs Wochen lang, zur Stillung des Hungers und des Durstes genießt, muss häufig die Wasserkur (mit oder ohne Schwitzkur) zur Heilung alter eingewurzelter Syphilis, Gicht etc. unterstützen. (S. Wasser.)

Was die Fettleibigkeit anbetrifft, so erfordert diese, ist sie keine krankhafte, auf Säftefehlern, Kachexien etc. beruhende, nicht die strenge Hungerkur in ihrem ganzen Umfang. Schon die Ausführung des festen Vorsatzes, Abends nichts zu essen, höchstens Tee (ohne Butterbrot und Rahm) zu gemessen, macht mager, eben so vieles Tabakrauchen, um den Hunger zu stillen, ohne viel Speise nötig zu haben. (S. Osiander 1. c. p. 498.) Sehr wirksam gegen die so beschwerliche Fettleibigkeit und den starken Schmerbauch ist noch der häufige Gebrauch kalter Bäder, wenn auch nur wenige Minuten jedesmal, vieles Wassertrinken, kein Wein, kein Bier, viele körperliche Bewegung: Reiten, Laufen, Fechten, Kegelspiel, zu empfehlen.

Um seiner Anlage zum Fettwerden entgegen zu wirken, kegelte Lord Byron, in Flanell gekleidet zwei bis drei Stunden lang täglich mit seinen Dienern, aß nur ein um den anderen Tag und trank am Fasttag Morgens nur Tee. Osiander (l. c. p. 494) sagt: „Am besten versteht man in den englischen Trainieranstalten der Boxer und Jockeys die Leute vom überflüssigen Fett zu befreien. Ein Jockey, der etwas schwerer, als erforderlich ist, genießt nichts als Tee, Brot ohne Fleisch, und macht täglich, mit zwei Hemden, Rock und Oberrock dick bekleidet, zehn englische Meilen zu Fuß, so dass er in Schweiß zerfließt, bis er leichter geworden.

Unzer (l. c. Bd. V. S. 62) erzählt, dass ein englischer Arzt, der drei Zentner schwer war, alle Abend ein Lot kastilianische Seife in einem halben Schoppen Wasser eingenommen und darnach bald mager geworden sei.