Weine, arzneiliche
Weine, arzneiliche. Wir vervollständigen hier den früheren Artikel (s. S. 27). Ein kräftiges Stärkungsmittel ist noch
6) Autenrieth’s Schuhnägelwein; Dieser bekannte große Tübinger Arzt empfiehlt genannten Wein besonders gegen die Bleichsucht junger Mädchen. Die Bereitungsweise ist folgende: Von neuen, kleinen Schuhnägeln (die das weichste Eisen haben) füllt man ein Viertelpfund in einen steinernen Mineralwasserkrug, gießt etwas Essig darauf, füllt ihn mit Wasser und digeriert ihn einige Tage lang in der Sonne: ebenso verfährt man mit einem zweiten Kruge. Man nimmt davon ein kleines Trinkglas, mit Wein vermischt, den Tag über, füllt den Krug wieder mit Wasser und wechselt täglich mit den Krügen. Nach und nach steigt man zu einem halben bis ganzen Schoppen mit der Hälfte Wein (Aus Autenrieth’s Heften).
7) Wurmwein. Folgender Wein, welcher täglich ein- bis zweimal zu zwei bis drei Esslöffel voll, vom Tage des Vollmondes bis zu dem des letzten Viertels, Morgens nüchtern von Erwachsenen gegen Band- und Spulwürmer (Kinder nehmen nur einen Esslöffel voll) genommen wird, hat mir ausgezeichnete Dienste geleistet. Man nehme eine Flasche guten, alten Franzwein, tue zwei Lot Zittwersamen, ein Lot Kalmus- und eben so viel Valerianawurzeln, Alles grob zerstoßen, hinzu, setze den Wein in die Sonne und lasse das Ganze darin 48 Stunden digerieren, worauf es durchgeseiht und mit vier Lot Honig vermischt wird.
8) Gichtwein. Er besteht aus Rosmarin, Melisse und Salbei, von jedem zwei Lot, Chinawurzel ein Lot, Nelken, Päonie und Enula, von jedem sechs Quäntchen, Zimt, Ingwer, Galgant und Wacholderbeeren, von jedem drei Lot, Pottasche ein halbes Lot. Sämtliche Ingredienzien werden gröblich pulverisiert und einige Tage mit drei Flaschen gutem Wein in der Wärme digeriert. Dosis: zwei- bis dreimal täglich ein halbes Weinglas voll (s. Woyt I. c. p. 1008).
9) Hippokrat’s Kräuterwein für Brustkranke. Es werden Isop, Andorn, Minze, Alantwurzel, Süßholz, Feigen und Korinthen in gutem Wein infundiert und Zucker zugesetzt.
10) Mynsicht’s Stahlwein. Man gibt zu drei Pfund Malvasierwein zwei Lot, mit Tamarindenessig bereitete Stahlfeile, Skorzonerwurzel und Weinsteinsäure, Zimt, Galgant und Nelken, von jedem ein Lot, und stellt Alles zwei Tage an einen warmen Ort, worauf es filtriert und zum Gebrauch aufbewahrt wird.
11) Debreyne’s diuretischer Wein. Bei der Wassersucht alter, torpider, nicht an entzündlichen Zuständen leidender Personen verordnet D. folgenden Wein: Fünf Quäntchen Salpeter, acht Skrupel Jalappe und eben so viel Meerzwiebel werden mit zwei Pfund weißem Wein 24 Stunden lang mazeriert. Dosis: zuerst täglich drei Esslöffel voll, nach zwei Tagen sechs Esslöffel voll, nach zwei Tagen neun Esslöffel voll, und so fort, wenn keine Kolik, kein zu starkes Erbrechen und Purgieren folgen; sieben bis acht Stühle in 24 Stunden sind genug. Der Kranke darf so wenig als möglich trinken, kann aber zur Stillung des Durstes saftige Früchte gemessen (s. Ballet. génér. de Therap. 1842. Sept.). Für leichtere Fälle von Wassersucht, so wie gegen geschwollene Füße lobt D. einen Wein aus einem Lot Salpeter und vier Lot Wacholderbeeren, welche mit einer Flasche Wein 24 Stunden mazerieren. Der Kranke trinkt davon dreimal täglich ein kleines Weinglas voll.