Nonenakkord

Nonenakkord. (Musik) Es herrschet in der Benennung der Akkorde noch eine beträchtliche Verwirrung und ist daher sehr zu wünschen, dass bald ein gründlicher Harmoniste hervortrete, der nach einer leichten und gründlichen Methode die wahren Namen der Akkorde bestimme. Man sollte z.B. nicht jedem Akkord, darin die Septime vorkommt, den Septimenakkord nennen, sondern diesen Namen nur dem Akkord geben, darin die wesentliche die Kadenz vorbereitende Septime vorkommt; so sollte auch nicht jeder Akkord, darin die None vorkommt, den Namen des Nonenakkords tragen, damit nicht Akkorde, die ihrer Natur nach gar sehr verschieden sind, mit denselben Namen belegt werden. Natürlicher Weise sollte jeder Akkord von dem Intervall seinen Namen bekommen; welches das Vornehmste oder Hauptintervall darin ist. Aber diese Sache ist mit mehr Schwierigkeit beladen als dass sie hier könnte gründlich erörtert werden.

 Wenn man jeden Akkord, darin die None des Basstons vorkommt, einen Nonenakkord nennen will, so gibt es ungemein vielerlei Nonenakkorde. Sowohl im Dreiklang und in seinen beiden Verwechslungen als im wesentlichen Septimenakkord mit seinen zwei ersten Verwechslungen, folglich in sechs Hauptfällen, kann die None vorkommen, wie aus folgender Vorstellung zu sehen ist. In allen diesen Fällen aber, ist die None eine Verzögerung oder ein Vorhalt der Octav, in welche sie also natürlicher Weise auf demselben Basston herunter tritt, wie in jedem der angeführten Beispiele zu sehen ist. Bei Kadenzen aber kann ein Nonenakkord vorkommen, wo diese Dissonanz als ein Vorhalt, nicht der Oktave, sondern der Decime erscheint; weil die Septime der Oktave vorgehalten wird, wie aus folgendem zu sehen ist. Überhaupt aber wo die None vorkommt, muss sie vorher auf einer schlechten Taktzeit gelegen haben. Ihre Auflösung geschieht natürlicher Weise, wie in allen angeführten Beispielen, auf demselben Basston, auf dem sie den dissonierenden Vorhalt ausmacht; doch geschiehet es auch bisweilen, dass bei der Auflösung ein anderer Basston eintritt, wie hier: Aber in diesem und ähnlichen Fällen geschieht es allemal in der Absicht, die aus der Auflösung einer etwas schweren Dissonanz entstehende Ruhe etwas zu vermindern; daher dieser Fall nur bei unvollkommenen Kadenzen statt hat. Es geschieht so gar auch, dass die Auslösung der None bis auf den Niederschlag des folgenden Takts verzögert wird, wie hier: Von dergleichen Veränderungen rührt es her, dass die None, die ihrer Natur nach ein Vorhalt der Oktave ist, nicht in diese, sondern in eine andere Konsonanz auf gelößt wird; weil bei diesen Fällen anstatt des natürlicher Weise eintretenden Basstons, ein anderer genommen wird, damit das Gehör in seiner Erwartung getäuscht werde. Hier löset sich die None in die Terz oder Decime auf; ein andermal, wenn der Bass um drei Töne steiget, wird sie zur Sexte; auch bisweilen, wenn der Bass vier Töne steiget oder fünf Töne fällt, zur Quinte. Alle diese Fälle aber haben etwas Außerordentliches und kommen nur vor, wenn der Tonsetzer hinlängliche Gründe hat, von der gewöhnlichen oder der natürlichsten Bahn abzugehen.

  Vorzüglich ist auch die Veränderung wohl zu merken, die mit dem Nonenakkord vorgeht, wenn sie durch eine Verwechslung des Basstons zur Septime wird, wie in diesen Beispielen: In dem ersten sollte der Basston C mit der None und im anderen D mit der wesentlichen Septime und None sein; man hat aber von beiden die erste Verwechslung genommen, wodurch die None zur Septime und im anderen Fall auch die wesentliche Septime zur Quinte worden. Die in diesen Fällen vorkommende Septime ist im Grund eine None und muss auch so behandelt werden. Sie löset sich in der Tat abwärts in die Oktave des wahren Grundtons, folglich in die Sexte des an seiner Stelle genommenen Basstons auf.

 


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