Heimatsklänge


In der Schweiz las ich:

Wien, 3. Juni. (W. K.-B.) Der amerikanische Botschafter in Konstantinopel, Elkus, traf mit mehreren Mitgliedern der amerikanischen Kolonie auf der Durchreise nach der Schweiz in Wien ein. Während des kurzen Aufenthaltes kam ihm ein Handtäschchen abhanden, welches die Pässe für ihn und die Begleitpersonen enthielt. Zweifellos liegt ein Diebstahl vor. Dank der Intervention eines höheren österreichischen Funktionärs können der Botschafter und seine Begleitung ohne Pässe die Schweizer Grenze passieren. Nach den gestohlenen Dokumenten wird gefahndet.

Man kriegt ordentlich Heimweh, wenn man so etwas in der Fremde liest. Das ist einmal eine Abwechslung, nachdem man täglich nur gehört hat, da seien einem Diplomaten die Pässe zugestellt, dort einem andern verweigert worden. In Wien werden sie einem gestohlen. Zum Glück aber kommt, während nach dem Dieb gefahndet wird, bereits ein höherer österreichischer Funktionär entgegen und es stellt sich heraus, dass es auch ohne Pässe geht. Man kriegt ordentlich Heimweh, wenn man so etwas liest, schaut, ob man den eigenen noch in der Tasche hat, und entschließt sich zurückzukehren, nicht ohne beim Konsulat das Visum eingeholt und die Frage, ob man »vielleicht mit dem Theater an der Wien in Zürich war«, verneint zu haben.

 

 

Oktober, 1917.


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