VII.4. Die genetische Kraft ist die Mutter aller Bildungen auf der Erde, der das Klima feindlich oder freundlich nur zuwirkt

 

Verbunden ist es indes mit jener Lebenskraft, wie alle Kräfte der Natur in Verbindung stehen; denn auch das geistige Denken hangt von der Organisation und Gesundheit des Körpers ab und alle Begierden und Triebe unseres Herzens sind von der animalischen Wärme untrennbar. - Alle dies sind Fakta der Natur, die keine Hypothese umstoßen, kein scholastisches Wort vernichten kann; ihre Anerkennung ist die älteste Philosophie der Erde, wie sie auch wahrscheinlich die letzte sein wird.127) So gewiß ich's weiß, daß ich denke, und kenne doch meine denkende Kraft nicht, so gewiß empfinde und sehe ich's, daß ich lebe, wenn ich gleich auch nie weiß, was Lebenskraft sei. Angeboren, organisch, genetisch ist dies Vermögen; es ist der Grund meiner Naturkräfte, der innere Genius meines Daseins. Aus keiner andern Ursache ist der Mensch das vollkommenste Wesen der Erdeschöpfung, als weil die feinsten organischen Kräfte, die wir kennen, bei ihm in den feinsten Werkzeugen der Organisation einwohnend wirken. Er ist die vollkommenste animalische Pflanze, ein eingeborner Genius in einer menschlichen Bildung.

Sind unsere Grundsätze bisher richtig gewesen, wie sie sich denn auf unstreitige Erfahrungen gründen, so kann auch keine Verartung unseres Geschlechts vorgehen ohne eigentlich durch diese organischen Kräfte. Wie auch das Klima wirke, jeder Mensch, jedes Tier, jede Pflanze hat ihr eignes Klima; denn alle äußern Einwirkungen nimmt jedes nach seiner Weise auf und verarbeitet sie organisch. Auch in der kleinsten Fiber leidet der Mensch nicht wie ein Stein, nicht wie eine Wasserblase. Lasst uns einige Stufen oder Schattierungen dieser Verartung bemerken.

Die erste Stufe der Verartung des menschlichen Geschlechts zeigt sich in den äußern Teilen; nicht als ob diese für sich litten oder wirkten, sondern weil die uns einwohnende Kraft von innen heraus wirkt. Durch den wunderbarsten Mechanismus strebt sie aus dem Körper zu treiben, was ihr hinderlich und fremd ist; die ersten Veränderungen ihres organischen Baues müssen also an den Grenzen ihres Reichs sichtbar werden, und so betreffen die auffallendsten Varietäten des Menschengeschlechts nichts als Haut und Haare. Die Natur schützte ihr inneres wesentliches Gebilde und schaffte die beschwerende Materie so weit hinaus, als sie es zu tun vermochte.

Griff die verändernde äußere Macht weiter, so zeigen sich ihre Wirkungen auf keinen andern Wegen, als auf denen die lebendige Kraft selbst wirkt, auf den Wegen der Nahrung und Fortpflanzung. Der Neger wird weiß geboren; die Teile, die sich bei ihm zuerst schwärzen128), sind ein offenbares Kennzeichen, daß das Miasma seiner Veränderung, das die äußere Luft nur entwickelt, genetisch wirke. Nun zeigen uns die Jahre der Mannbarkeit sowohl als eine Schar von Erfahrungen an Kranken, welch ein weites Reich die Kräfte der Nahrung und Fortpflanzung im menschlichen Körper haben. Die entferntsten Glieder stehn durch sie miteinander in Verbindung; und eben diese Glieder sind's, die bei der Verartung der Völker auch gemeinschaftlich leiden. Außer der Haut und den Geschlechtsteilen sind daher Ohren, Hals und die Stimme, die Nase, die Lippen, das Haupt u. f. genau die Region, in welcher sich die meisten Veränderungen zeigen.

 Endlich, da die Lebenskraft alle Teile zur Gemeinschaft bindet und die Organisation ein vielverschlungener Kreis ist, der eigentlich nirgend Anfang und Ende findet, so wird begreiflich, daß die innigste Hauptveränderung zuletzt auch in den festesten Teilen sichtbar werden müsse, die vermöge der innern leidenden Kraft vom Schädel bis zum Fuß in ein anderes Verhältnis treten. Schwer geht die Natur an diese Verwandlung; auch bei Mißgeburten, wo sie in ihrem Kunstwerk gewaltsam gestört wird, hat sie wunderbare Wege der Erstattung, wie ein geschlagner Feldherr eben im Rückzuge die meiste Weisheit zeigt. Indessen zeigen die verschiednen Bildungen der Völker, daß auch diese, die schwerste Verwandlung beim Menschengebilde, möglich war; denn eben die tausendfache Zusammensetzung und feine Beweglichkeit unserer Maschine samt den unnennbar- mannigfaltigen Mächten, die auf sie wirken, machten sie möglich. Aber auch diese schwere Verwandlung wurde nur von innen heraus bewirkt.

Jahrhundertelang haben Nationen ihre Köpfe geformt, ihre Nasen durchbohrt, ihre Füße gezwungen, ihre Ohren verlängert; die Natur blieb auf ihrem Wege; und wenn sie eine Zeitlang folgen, wenn sie den verzerreten Gliedern Säfte zuführen mußte, wohin sie nicht wollte: sobald sie konnte, ging sie ins Freie wieder und vollendete ihren vollkommenern Typus. Ganz anders, sobald die Mißbildung genetisch war und auf Wegen der Natur wirkte; hier vererbten sich Mißbildungen, selbst an einzelnen Gliedern. Sage man nicht, daß Kunst oder die Sonne des Negers Nase geplattet habe. Da die Bildung dieses Teils mit der Konformation des ganzen Schädels, des Kinns, des Halses, des Rückens zusammenhängt und das sprossende Rückenmark gleichsam der Stamm des Baums ist, an dem sich die Brust und alle Glieder bilden, so zeigt die vergleichende Anatomie genugsam129), daß die Verartung die ganze Gestalt angegriffen und sich keiner dieser festen Teile ändern konnte, ohne daß das Ganze verändert wurde. Eben daher geht die Negergestalt auch erblich über und kann nur genetisch zurückverändert werden. Setzt den Mohren nach Europa: er bleibt, was er ist; verheiratet ihn aber mit einer Weißen, und eine Generation wird verändern, was Jahrhunderte hindurch das bleichende Klima nicht würde getan haben. So ist's mit den Bildungen aller Völker: die Weltgegend verändert sie äußerst langsam, durch die Vermischung mit fremden Nationen verschwinden in wenigen Geschlechtern alle mogolischen, sinesischen, amerikanischen Züge.

 


 © textlog.de 2004 • 21.12.2024 19:37:11 •
Seite zuletzt aktualisiert: 26.10.2004 
bibliothek
text
  Home  Impressum  Copyright