Apelles, der grösste Meister der griechischen Malerei, 356—308 vor Chr. Geb. blühend, geboren auf der Insel Kos, nach ändern zu Kolophon, erhielt seinen ersten Unterricht bei Ephoros in Ephesus, trat aber später gegen ein Talent als Lehrgeld und 10 Lehrjahre in die Schule des Pamphilus zu Sikyon, in der er sich erst zu höherer Vollkommenheit bildete. In seinen Werken wusste er die Vorzüge der jonischen Kunstweise, Anmut, sinnlichen Reiz, blühendes Kolorit, mit der wissenschaftlichen Strenge der Durchbildung und dem Ernst und der Kraft der sicyon'schen zu vereinigen, feinste und genauste Zeichnung mit der Weichheit und dem Schmelz der Modellierung, ungemeines Leben und treuste Naturwahrheit mit gewaltiger Wirkung zu verbinden. Vor Allem aber herrschte in seinen künstlerischen Hervorbringungen eine Eigenschaft vor, in der ihm das gesamte Altertum den Preis zuerkannte, die Grazie. Diese wird wohl am vollendetsten in seinem vielfach gefeierten Bilde der Liebesgöttin hervorgetreten sein, die aus den blauen Fluten des Meeres auftauchend, sich die träufelnden Haare auswindet, wozu ihm die am Neptunsfeste zu Eleusis vor den Augen der versammelten griechischen Völker völlig entkleidet in das Meer steigende Phryne die erste Anregung gegeben und hernach die unmittelbaren Naturstudien geboten haben soll. Dieses von den Dichtern vielfach besungene, als ein Wunder gepriesene Bild der Anadyomene kam in den Tempel des Aeskulaps zu Kos, Augustus versetzte es später in den Tempel des D. Julius zu Rom, wo es aber schon zu Nero's Zeiten verdorben war. In ähnlicher, alle erreichbare Anmut vereinigender Schönheit stellte er die drei Grazien, die Geliebte Alexander's, Kampaspe, und eine zweite Anadyomene dar, die noch mehr bewundert worden sein soll als die erste, die aber unvollendet blieb, weil er darüber starb und kein anderer Künstler sie zu vollenden wagte. Nicht minder bedeutend war Apelles in heroischen Gemälden. So rühmte man: die von Nymphen umgebene opfernde Diana, seinen Herkules, seinen Klitus, der, in die Schlacht eilend, den Helm begehrt u. s. w. Besonders gross erschien er in seinen ideal aufgefassten Porträts Alexander's des Grossen, an dessen Hof er malte, und seiner Feldherrn, des Königs Philipp und der hervorragendsten seiner Zeitgenossen. Er stellte Alexander mit Castor und Pollux und der Victoria dar, ferner, wie er den Siegeswagen besteigt; hochberühmt aber war das im Artemistempel zu Ephesus aufgehängte Bild desselben mit dem zeus'schen Attribut, dem Blitze, in der Hand. Nach Alexander's Tod hatte sich Apelles an den Hof des ägyptischen Königs Ptolomäus begeben, war aber bald wieder nach Griechenland zurückgekehrt, woselbst er auch starb. Apelles schrieb auch über seine Kunst und es waren noch zu Plinius Zeiten (23 — 79 n. Chr. Geb.) drei Abhandlungen über die Geheimnisse der Malerei von ihm vorhanden.