Appiani, Andrea, einer der geschätztesten Künstler seiner Zeit, die ihm den Namen des „Malers der Grazien" gab, wurde aus einer alten, aber armen adeligen Familie 1754 zu Mailand geboren, woselbst er sich auch schon von früher Jugend an der Kunst und zwar anfänglich, um seine Existenz zu sichern, der Dekorationsmalerei widmete, bis er durch eifriges Studium der alten großen Meister zu Parma, Bologna und Florenz, sowie der Raphael'schen Fresken zu Rom, sich ohne irgend einem Vorbild ausschließlich zu folgen, selbstständig ausbildete und zu einem der ersten Freskomaler aufschwang, dessen Talente von Fürsten und Grafen vielfach in Anspruch genommen wurden. Napoleon ernannte ihn zu seinem Hofmaler erteilte mm den Orden der Ehrenlegion und setzte ihm einen jährlichen Gehalt aus, der ihm aber nach dem Sturze des Kaisers entzogen wurde, so dass der Künstler, den 1813 ein Schlagfluss arbeitsunfähig gemacht hatte, die letzten Jahre seines Lebens in Kummer und Sorge zubrachte, ja um dasselbe nur zu fristen, in der letzten Zeit noch alle seine Zeichnungen und Studien verkaufen musste, bis ein wiederholter Schlagfluss 1818 solcher qualvollen Existenz ein Ende machte. — Appiani hält sich in seinen meisten Bildern von dem damals üblichen theatralischen Pomp der Franzosen fern; sie zeichnen sich durch einfache Grosse der Komposition, graziöse Zeichnung, Glanz, Anmut und Harmonie der Farbe und einen gewissen grossartigen Stil aus; tiefere Charakteristik und Ausdrucksweise gehen ihnen jedoch bis auf einige seiner bedeutendsten Werke, z. B. die schönen Fresken in S. Maria presso di Celso zu Mailand, die vier Evangelisten und Kirchenväter darstellend, beinahe durchgehends ab. Er malte fast alle Mitglieder der Familie Napoleon's, war aber in seinen Porträts nicht besonders glücklich.
Appiani hat beinahe alle Paläste Mailands mit Fresken geschmückt, zu seinen vorzüglicheren gehören aber die im kaiserlichen Palaste, die Großtaten des Eroberers Napoleon darstellend (gest. von Rosaspina), und die in der Rotonda dell' Orangeria im Pal. reale zu Monza, mit Darstellungen aus der Mythe der Psyche. Auch in Deutschland sieht man Freskomalereien von dem vielgesuchten Meister. So sind u. A. die 28 Deckenbilder in der Peterskirche zu Mainz von seiner Hand. Zu seinen besten Ölgemälden gehören: Jakob und Rahel (gest. von Garavaglia), Christus mit seinen Jüngern zu Emmaus (gest. v. J. Bernardi), Venus und Amor auf der Villa Sommariva am Comersee, Napoleon auf dem Throne (gest. v. Bartolozzi, die Toilette der Juno, Rinaldo in den Gärten der Armida, der Olymp u. s. w.
Die berühmtesten Kupferstecher seiner Zeit haben nach seinen Bildern gestochen und Bisi veranstaltete eine Herausgabe seiner sämtlichen Werke. Anderloni stach das Porträt des Künstlers. Der Mailänder Bildhauer Pompeo Marchesi führte seine Büste kolossal in Marmor aus und schenkte sie der Wiener Akademie.