Böblinger, Matthäus, ein Steinmetzenmeister aus Altingen bei Esslingen, wahrscheinlich der Sohn des Vorigen, arbeitete seit 1474 am Münster zu Ulm, wohin er sich auf Verlangen des Ulm'schen Rats von Esslingen aus begeben, und wurde 1480 Kirchenmeister daselbst. Im Jahre 1483 reiste er nach Frankfurt, wohin ihn der Rat dieser Stadt berufen, um bei dem Fortbau des dortigen Domturms seinen erfahrenen Rat zu erteilen, und im Jahre 1485 übernahm er, nachdem ihm der Rat der Stadt Ulm die Erlaubnis dazu gegeben, den an der Stelle der alten Spitalkirche zu Esslingen zu errichtenden Neubau, die Katharinenkirche, die unter der Leitung seines Bruders Lux, den er als Parlirer dabei angestellt, im Jahr 1495 vollendet wurde. Als der Turm des Münsters zu Ulm, an dem er seit 12 Jahren arbeitete, bis zur Höhe von 237 Fuß gediehen war, fielen im Jahr 1492, an einem Sonntag während des Gottesdienstes, zwei oder drei große Steine aus dem hohen Turmgewölbe herab, und da man nun alsbald den Einsturz des ganzen Turms befürchtete, musste Böblinger vor der Rache (des Volkes fliehen. Der Magistrat der Stadt verbannte ihn auf ewig, ohne ihm seine Verpflichtung als Werkmeister der Stadt zurückzugeben, wodurch er verhindert wurde, anderwärts Baue zu übernehmen. Erst 1494 erhielt er sie auf Verwendung des Grafen Eberhard des Älteren zurück. Er zog nun 1496 nach Esslingen und leitete daselbst den Bau der Frauenkirche, deren kunstvolle Pyramide er vollendete, muss indessen auch noch andere Bauten übernommen haben, denn 1499 sehen wir ihn u. A. an der Kirche zu St. Martin in Memmingen tätig. Er starb 1505 und wurde in der Frauenkirche zu Esslingen begraben. — Auf dem Originalriss zu dem großartigen im Jahr 1807 abgetragenen Ölberg zu Ulm, einer Darstellung des Erlösers mit dem Engel, der ihn stärkt, den drei Jüngern und den Juden, die dem Verräther zur Gefangennehmung Jesu folgten, las man die Worte: „Den Ölberg hat Mattheus Böblinger von Esslingen gen Vlm geordnet und hat vil Stein gehawen zu denselben Ziten 1474.", eine Angabe, die sich indessen nur auf die architektonischen Teile, die gewölbte Halle, unter der die Figuren standen, beziehen kann, da die letzteren erst 1518 durch die Meister Mühlen und Meister Michel ausgeführt wurden. (Auf einem 1659 von J. Geiger und J. Frank gemachten Kupferstiche des Münsters befindet sich eine Abbildung desselben.)
Außer dem bereits genannten Bruder des Matthäus kommt auch noch ein anderer Bruder Namens Marx vor, der ebenfalls als Werkmeister der Frauenkirche tätig war und 1492 starb. — Auch ein Dionysius Böblinger, wahrscheinlich der jüngste der vier Brüder, kommt um 1513, um welche Zeit er von der Gemeinde Stockheim zu ihrem Kirchenbau von Esslingen begehrt wird, als Werkmeister der Frauenkirche daselbst vor.