Balzac
Die Universalität Balzacs (und vielleicht des großen modernen französischen Romans überhaupt) beruht zu einem Teil darauf, daß der französische Geist in metaphysischen Fragen gleichsam nach Art einer analytischen Geometrie verfährt, d. h. er kennt eine Sphäre der prinzipiellen Lösbarkeit der Dinge aus einer Methode - welche die individuelle (gleichsam anschauliche) Tiefe der einzelnen Gegebenheiten nicht anvisagiert, sondern sie auf einem methodischen Wege, auf dem ihre Lösbarkeit schon feststeht, löst. Eine geometrische Aufgabe kann zu ihrer geometrischen Lösung Genie, zu ihrer analytischen nur Methode erfordern, gelöst ist sie gleichwohl in beiden Fällen. Diesem methodischen Verfahren in der Betrachtung der großen metaphysischen Wirklichkeiten dankt Balzacs reuvre die Universalität, und sie kann an andern (gleichsam geometrischen) Maßstäben gemessen als Nicht-Tiefe (das heißt nicht: Untiefe oder Oberflächlichkeit) erscheinen.