Dichterbekenntnis
Unwegsame, von niemand betretene Musengefilde
Will ich durchwandern. Da freut's, jungfräuliche Quellen zu finden,
Draus ich schöpfe, da freut's, frischsprießende Blumen zu pflücken,
Um sie zum herrlichen Kranz um das Haupt mir zu winden, wie solchen
Keinem der früheren je um die Schläfen gewunden die Musen.
Denn mein Gesang gilt erstlich erhabenen Dingen: ich strebe,
Weiter den Geist aus den Banden der Religion zu befreien,
Ferner erleuchtet mein Dichten die Dunkelheit dieses Gebietes
Hell, weil über das Ganze der Zauber der Musen sich breitet.
Denn auch der Versschmuck wurde mit vollem Bedachte gewählet.
Wie, wenn die Ärzte den Kindern die widrigen Wermutstropfen
Reichen, sie erst ringsum die Ränder des Bechers bestreichen
Mit süßschmeckendem Seime des goldigfarbenen Honigs,
Um die Jugend des Kindes, die ahnungslose, zu täuschen:
Während die Lippen ihn kosten, verschluckt es indessen den bittern
Wermutstropfen. So wird es getäuscht wohl, doch nicht betrogen,
Da es vielmehr nur so sich erholt und Genesung ermöglicht.
So nun wollt' ich auch selber, weil unsere Lehre den meisten,
Die noch nie sie gehört, zu trocken erscheint und der Pöbel
Schaudernd von ihr sich kehrt, mit der Dichtung süßestem Wohlklang
Unsere Philosophie dir künden und faßlich erläutern
Und sie gleichsam versüßen mit lieblichem Honig der Musen,
Ob es mir so wohl gelingt, dein Denken bei unseren Versen
Solang fesseln zu können, bis endlich die ganze Natur sich
Deinen Sinnen erschließt und ihr Nutzen sich fühlbar gemacht hat.