Jenseitige Spiegelbilder
Aber wohlan, nun höre, weshalb in dem Spiegel das Abbild
Jenseits immer sich zeigt. Denn es scheint ja gänzlich entrückt uns.
Ähnlich erkennen wir wohl, was draußen ist, wirklich im Durchblick,
Wenn uns die offene Türe nach außen gestattet das Durchsehn;
So wird vieles, was draußen geschieht, vom Hause aus sichtbar.
Denn auch hier ermöglicht das Sehn die gedoppelte Luftschicht.
Denn wir erblicken zuerst diesseitige Luft vor der Türe,
Danach kommen zur Rechten und Linken die doppelten Pfosten,
Dann durchstreichet die Augen das äußere Licht und die zweite
Luft, und alles, was draußen im Durchblick wirklich zu sehn ist.
So ist's auch mit dem Bilde des Spiegels. Sobald er es ausschickt,
Bis es zu unseren Augen gelangt, treibt dieses die Luftschicht,
Welche sich zwischen ihm selbst und dem Blicke befindet, nach vorne
Und bringt diese noch eher zu unserer Sinnesempfindung
Als den Spiegel. Indessen, sobald wir auch diesen erblicken,
Langt dies Bild, das im Nu zu dem Spiegel wieder zurückkehrt,
An und von dort wird es wieder zurück zu den Augen geworfen,
Und so stößt es und wälzt es von neuem weitere Luft vor.
So kommt's, daß wir noch früher die Luft als den Spiegel erblicken
Und dadurch das gespiegelte Bild so weit uns entfernt scheint.
Also (ich sag' es noch einmal) man soll sich mitnichten verwundern,
[Daß sich die Bilder, die draußen und hinter der Tore erscheinen,]
Ähnlich erklären wie die, so die spiegelnde Fläche zurückwirft.
Denn durch die doppelte Luft entsteht bei beiden die Wirkung.