Über die Liebe
Doch nur ein menschliches Bild kann den Samen des Menschen erregen.
Wird nun dieser vertrieben aus seinem Ursprungssitze,
Läuft er von überall her durch sämtliche Glieder des Leibes
In die bestimmten Gefäße der Samenstränge, von wo er
Allsobald auch erregt die Zeugungsglieder des Körpers,
Diese nun schwellen vom Samen gereizt, es entsteht das Verlangen,
Ihn dort auszuspritzen, wohin ein gewaltiger Trieb strebt,
Und der Leib ist sein Ziel, der die Herzenswunde geschlagen.
Denn wir fallen gewöhnlich auf unsre verwundete Stelle;
Dorthin schießt uns das Blut, von wo wir die Hiebe empfangen;
Ist in der Nähe der Feind, trifft diesen der rötliche Blutstrahl.
Wem nun die Pfeile der Liebe die Herzenswunde geschossen,
Mag sie ein Knabe versenden, der weibliche Reize zur Schau stellt,
Oder ein Weib, das die Liebe aus allen Gliedern des Leibes
Ausstrahlt, der geht los auf den Schützen und sucht die Verbindung,
Sucht aus dem eigenen Leibe den Saft in den ändern zu schleudern;
Denn sein stilles Begehren verheißt ihm Wonne der Wollust.