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Eau de Nenuphar

Eau de Nenuphar. So nennen die Franzosen das destillierte Wasser von den Blumen der Seerose (Nymphaea alba), welches sie für ein Antaphrodisiakum halten und gegen krankhaft erhöhten Geschlechtstrieb: Satyriasis, Priapismus und Nymphomanie loben. (S. Osiander a. a. O. S. 401.) Auf ähnliche Weise schreibt man auch dem täglichen Genüsse von bitteren Mandeln, von bitterm Branntwein, dem übermäßigen Tabakrauchen, dem übermäßigen Genuss des Kaffees herabstimmende Wirkungen bei. Im Altertum rechnete man zu den herabstimmenden, ja entmannenden vegetabilischen Mitteln: Poley, Flohkraut, Keuschlamm, Kresse, Dill, Koriander, Thymian, Weidenblätter, Münze, Raute, Lattich, Kürbiss und Gurken. (S. Ovid. remed. amoris S. 801. u. Osiander a. a. O. S. 400.) Auch das Opiumrauchen, nach Art der Chinesen, soll, wie Botta (Archiv, gen. de med. T. 22 p. 128 de 1829) sagt, ein wirksames Antaphrodisiacum sein. Dieses sind aber sämtliche Narkotika, vorzüglich der Stechapfel (die Tinctura Seminum Stramonii, Abends und Morgens zu fünf bis acht Tropfen in Wasser hat mir gegen Nymphomanie herrliche Dienste geleistet M.), und aus diesem Grunde auch wohl die Amara, die sich bekanntlich in ihren Wirkungen den betäubenden Mitteln anreihen.

Wichtig sind noch gegen die krankhaft erhöhte Geschlechtslust und deren häufige Folgen (Onanie, nächtliche Pollutionen) die diätetischen, moralischen und äußerlich anzuwendenden Heilmittel. Hier empfiehlt Paul von Ägina Zerstreuung durch heitere Gesellschaften, Schmausereien, Spiel und Theater. Indessen möchten die späten Abendmahlzeiten und die üppigen Ballettänzerinnen unseren jungen Leuten wohl mehr noch den Geschlechtsreiz vermehren und nächtliche Pollutionen begünstigen, als umgekehrt. — Ovid kennt nichts wirksameres, als weite Reisen, Napoleon (Mem. de St. Helene. T. 5. p. 115) die Flucht. Fasten, Beten und Arbeiten sind die besten Mittel, welche Hufeland gegen das Übel anräth. Außer dem Fasten zählt der arabische Arzt Rhazes noch hieher: viele Bewegung und häufige Berauschung: „Kura ejus est et jejunium et deambulatio et ebrietas plurima assidue!“ Allerdings lehrt auch noch heutiges Tages die Erfahrung, dass sowohl starke Weintrinker, als auch Branntweinsäufer, bald ihre frühere Potenz verlieren, welche sie nur durch Enthaltung der Spirituosa und durch den täglichen reichlichen Genuss des frischen kalten Wassers wieder erhalten.

Fleiss and Geschäfte nennt Hippel (lieber die Ehe. 1828) das Werk der Bekehrung des Menschen; mit vollem Rechte — setzt Osiander hinzu — auch in Beziehung auf erotische Ausschweifungen. Nach letzterm bringt auch die Leidenschaft der Jagd zuweilen völlige Anaphrodisie hervor, die nicht eher aufhört, als bis die Menschen die Lebensart ändern. Vielleicht hatte deshalb Diana das Prädikat der Kälte und der Keuschheit.

Gegen nächtliche Pollutionen rät Osiander (l. c. 401) Klistiere von kaltem Wasser in die Harnröhre, auch häufiges Waschen und Bähen des Scrotums und der Lendengegend mit eiskaltem Wasser an; dabei keine sitzende Lebensweise, sondern Zerstreuung durch Reisen und Motion, damit ein fester Schlaf folgt; auch soll man Abends eine Tasse kalten Pfefferminztee trinken. Nach Aurelian nützt auch eine Bleiplatte. (S. oben Blei.)

Gegen weibliche Onanie, die zuletzt, wie die männliche, nach Osiander, Abzehrung, ja noch mehr: Verstandes- und Gedächtnissschwäche, Melancholie und Selbstmord aus Lebensüberdruss erzeugen kann, sind die besten Mittel: veränderter Umgang, Vermeidung der Einsamkeit und der sitzenden Pensions-Beschäftigungen durch Romanelesen, Sticken, Malen, Spinnen; dagegen: viele Bewegung in freier Luft, der Aufenthalt auf dem Lande, einfache, gut nährende, keine stark gewürzte Speisen und Getränke, dagegen viele Milchspeisen und zum Getränk viele Milch und frisches Wasser, — kalte Flussbäder, — angestrengtes Arbeiten und Tätigkeit im Haushalte, Herabstimmung der aufgeregten Phantasie durch ernste und prosaische Beschäftigung bis zur Ermüdung, durch das Lesen ernster Bücher, z. B. über Geographie, Welt- und Naturgeschichte, Technologie u. a. m. Von großem günstigem Einfluss kann dabei auch die unumwundene, aber schonende Erklärung und wiederholte Ermahnung eines Arztes von Autorität sein, der die Ursache des Übelbefindens durchschauet (Osiander).