Goldriepel
„Was scheust du, mein Gaul! Trag mich hinauf
Zum Schloß, das am gähen Abgrund liegt;
Zur Königsmaid, die der scheußliche Zwerg
In zaubertrüglichen Schlummer wiegt.“ —
Doch wieder scheut er und flieget der Gaul;
Da knattern die Fichten, es berstet der Berg;
Zwei blitzende Hämmer in rußiger Faust,
Aus der Spalte wirbelt der scheußliche Zwerg.
„Reiß aus, reiß aus! Der Fels ist mein,
Und der Wald und das Schloß und die Dirne sind mein!
Reiß aus, reiß aus! und stör mich nicht auf,
Weil ich unten haue das Funkelgestein!
Das Funkelgestein und das klingende Gold,
Das schmeiß ich hinauf in den Schoß der Braut;
Drum liebt mich die Dirn, du eitler Gesell!
Goldriepel heiß ich! Jetzt wahr deine Haut!“
Da schwingt er die Hämmer; die blenden und sprühn,
Und der Ritter reißet das Schwert zur Hand:
„Mich schützet die Lieb, die ist teurer als Gold
Und härter und hell als der hellste Demant.“
Langarmige Fichten schlagen darein —
„Rasch an, mein Tier!“ Da bäumt sich das Pferd
Hoch auf vor den Hämmern; die blenden und sprühn;
In die leeren Lüfte sauset das Schwert.
„Hei Ritter, mein’ Hämmer, die spalten Demant!“
Hell kreischet der Helm. — „Hei, treffen sie gut?“ —
Und der Ritter, verwundet, taumelt und wankt:
„O heilige Jungfrau, beschütze mein Blut!“
Da springen die Tore hoch oben im Schloß;
Draus quillt es und strömt es wie himmlischer Schein;
Und drinnen im zaubertrüglichen Schlaf
Ruht die Maid wie lebendiger Marmelstein.
„Mich schützet der Himmel, mich schützet die Lieb!“
Und die Sehnen füllt’s ihm mit neuer Gewalt;
Nicht schaut er die Hämmer, die blenden und sprühn.
Hindonnert sein Schwert auf des Zwerges Gestalt.
Und er reißt ihn zum Abgrund und stürzt ihn hinab,
Wo die faule Woge das Scheusal begräbt. —
In des Ritters Armen erwachet die Maid;
Sie küßt ihm die Wunde, sie lächelt und lebt.