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Wie, noch immer

Wie, noch immer in den braunen
Locken dieses weiße Band? —
Denkst du noch, was meiner Launen
Buntes Gaukelspiel erfand?
Denkst du noch, wie wir verstohlen
Abends durch den Garten irrten,
Wenn die Dämmrungsvögel schwirrten
Um den Kelch der Nachtviolen?
Wie wir still zur Laube nieder
Schlichen an dem Bach entlang,
Wo ich meine leichten Lieder
Dir mit halber Stimme sang?
Wie du Lindenblüten pflücktest,
Wie du sie, zum Kranz verschlungen,
Lächelnd auf die Stirn mir drücktest
Für das Lied, das ich gesungen?

Denkst du noch, mein holdes Mädchen,
Wie du mir im Arm gesessen?
Sprich, mein wunderholdes Mädchen,
Hast du alles nicht vergessen? —
An mein Herz will ich sie drücken,
Die mein Herz gefesselt hält ——
Und vor meinen offnen Blicken
Wimmelt eine fremde Welt. —
So wenn in des Bechers Runde
Perl’ an Perle steigt und schäumt,
Spiegelnd aus dem gold’nen Grunde,
Was das Herz des Zechers träumt.
Wohlbekannte Bilder grüßen
In das trunkne Aug hinein;
Doch die Lippen wollen küssen,
Und es flieht der holde Schein.