Borromini war nicht ohne Talent und Erfindungsgabe, allein eine gewisse Masslosigkeit des Gefühls und das aus Eifersucht gegen Bernini hervorgerufene Streben, der Kunst eine neue Bahn zu eröffnen, etwas Neues, von allen bisher üblichen Formen Abweichendes zu schaffen, verführte ihn zu den allerabenteuerlichsten und launenhaftesten Kombinationen und Formen. Er wurde dadurch der Vertreter einer das 17. und 18. Jahrhundert hindurchgehenden Bauweise regelloser Willkür und einer auf Pracht und Luxus abzielenden Überladung. Wo es nur immer anging, verbannte er aus seinen Architekturen die gerade Linie und ersetzte sie durch die verschiedenartigsten Kurven, durch Schnörkel, Schnecken und dergl.; den Hauptformen nahm er ihre gesetzmäßige Bedeutung und erhob dagegen die untergeordneten, mehr für die Dekoration bestimmten Nebenformen mit völliger Willkür zur Hauptsache. Und so arg diese Ausartung, diese gänzliche Auflösung des architektonischen Sinnes war, so fand sie nicht nur den lebhaftesten Beifall, sondern sogar Nachfolger, die sie noch übertrieben!