Breughel, Jan, zur Unterscheidung von ändern Künstlern dieses Namens der Samt-Breughel oder Blumen-Breughel (Fluwelen-Breughel, Breughel de Velours) genannt, geb. 1569 zu Brüssel, erhielt nach dem zu frühen Ableben seines. Vaters, Pieter Breughels, des älteren, den ersten Unterricht in der Kunst durch seine Großmutter, die Witwe des Peter Koek van Älst; die Ölmalerei erlernte er bei Pieter Goekindt. Anfangs malte er vorzugsweise Blumen — eine Vorliebe, die in älteren Jahren bei ihm wiederkehrte — wandte sich aber später der Landschaftsmalerei zu, begab sich nach Köln, wo er sich längere Zeit aufhielt und von da nach Bologna und Rom, wo er zu so großem Ansehen gelangte, dass seine Werke in alle Länder begehrt wurden. Ins Vaterland zurückgekehrt, wählte er seinen Wohnsitz in Antwerpen, wo er 1625 starb.
Jan Breughel gehört zu den bedeutendsten Künstlern der um den Schluss des 16. Jahrhunderts und in der ersten Zeit des 17. Jahrhunderts in voller Selbstständigkeit und Bedeutsamkeit auftretenden niederländischen Landschaftsmalerei. Er stellte meistens anmutige Gegenden mit schöngeformten Baumgruppen und weit ausgedehnten Fernen, mit Pflanzen, Blumen und Krautern im Vorgrund, einsame Mühlen, schattige Waldpartien mit ländlichen Tänzen, Hafenplätze, Fluss- und Uferszenen, durch das geschäftige Treiben der Menschen belebt, Sumpfstellen mit Sumpfgewächsen, und alle diese verschiedenen landschaftlichen Vorwürfe mit sehr hübschen, mythologischen, biblischen, geschichtlichen oder genreartigen Vorgängen staffiert, die zum Teil von Heinrich van Baien, Rottenhammer und Rubens gemalt wurden, dar. Seine Bilder, von denen die in kleinerem Massstabe am gesuchtesten sind, sind hin und wieder ziemlich bunt, ohne jedoch unharmonisch zu werden, im Einzelnen sehr naturwahr und von unsäglich feiner Ausführung, namentlich im Detail der landschaftlichen Natur, das sich hier zum erstenmal dargestellt findet. Ein Gegenstand, den dieser Künstler häufig und immer mit besonderer Vorliebe behandelt hat, und der überhaupt die Gesamtrichtung der Schule von Brabant, welcher Breughel angehört, charakterisiert, ist das Paradies, eine im üppigsten Pflanzenwuchse einer ewig jugendlichen Vegetation prangende Gegend, mit figürlicher Staffage von Rubens Hand. (Das größte und vorzüglichste Bild dieser Art in dem Museum im Haag; ähnliche Darstellungen an verschiedenen Orten, in der Galerie Esterhazy zu Wien, im Berliner Museum, im Louvre zu Paris). In denjenigen seiner landschaftlichen Gemälde, in welchen er den Beschauer mehr auf eine schlichte Weise in die lokalen Verhältnisse der Heimat einführt, in verschiedenen Waldlandschaften, von denen einzelne schon eine minder üppige Vegetation entfalten, zeigt er bereits eine freiere Behandlung. (Derartige Bilder im Berliner Museum, in der Pinakothek zu München, in der Galerie zu Dresden.) Außerdem hat Jan Breughel auch Blumen, Früchte, Tiere und andere dem Stillleben angehörige Dinge in zierlicher Vollendung gemalt und solche Darstellungen in eigentümlicher Weise zu größeren Kompositionen verbunden. In der Pinakothek zu München sieht man einen großen Blumenkranz, in dessen Mitte eine Madonna mit dem Kinde (von Rubens) gemalt ist. Ein ähnliches Bild befindet sich im Louvre zu Paris. Andere Darstellungen dieser Art: das Reich der Flora, das Reich des Vulkans u. a. m. besitzt die Galleric von Sanssouci in namhafter Anzahl.
Breughel hat eine ungeheure Menge Ton Bildern hervorgebracht. Die ersten öffentlichen Galerien der Niederlande, Deutschlands, Frankreichs, Englands, sogar Italiens besitzen mehrzählige Darstellungen von ihm, ja in keiner bedeutenderen Sammlung wird man seinen Namen vermissen. Unter seine Schüler und Nachahmer, die seinen Stil zum Teil bis spät in die Zeiten Ruysdaels hinein festhielten, sind Jacob Fouquiers, Peter Gyzens oder Geysels und F. van Kessel zu nennen. — Außer den Anfangsbuchstaben seines Namens findet man auf seinen Bildern zuweilen nebiges Zeichen. — Breughels Gemälde wurden durch den Kupferstich mannigfach vervielfältigt (in Heineckens Dictionnaire des artistes findet sieh ein Verzeichniss der nach ihm gestochenen Blätter) und ihm selbst werden vier radierte Landschaften zugeschrieben. Sein Bildnis wurde öfters gestochen, darunter in eigenhändiger Radierung von van Dyck.
Literatur. Immerzeel, De Levens en Werken der Holl. en Vlaam. Kunstschilders u.s.w. Amsterdam 1842.