Bruyn, Bartholomeus de, ein vorzüglicher Maler, der um 1524—60, in einer Periode, wo die deutsche Kunst bereits das traurige Bild manieristischen Verfalls und innerer Erschöpfung darbot, zu Köln tätig war, sich aber in seinen besten Werken von dem Verderbnis seiner Zeit rein zu erhalten wusste. Seine früheren Bilder zeigen einen edlen ernsten Sinn, gute Anordnung und sehr schöne Köpfe; die Behandlung erinnert an die Eycksche Schule, der Stil verschmilzt auf eine glückliche Weise heimische und italienische Elemente und die Ausführung ist ungemein zart und fleißig. Später unterlag er mehr dem italienischen Einfluss, wodurch das Individuelle und Charakteristische immer mehr verbannt wurde, und in seinen Gemälden ein Idealismus einriß, der sich in hohlen konventionellen Formen ohne Leben und Geist gefiel. Ausgezeichnet dagegen war und blieb er im Porträtfach, in welchem, er in der Virtuosität geistreicher und naturwahrer Darstellung mit H. Holbein, dem Jüngern, wetteifert, weshalb seine Bildnisse auch oft mit denen des Letzteren verwechselt werden, obgleich beide in der technischen Behandlungsweise sehr verschieden sind. Bruyn muss in Köln als ein hochberühmter Meister, als der erste in weiten Umkreisen bekannt gewesen sein. Dies beweisen nicht nur, dass das Kapitel des reichen Stiftes zu Xanten im Jahr 1529 „den ersamen Meister Bartholomeus Bruyn, Meelre Burger tot Cölne" dazu erkor den Hochaltar seiner Kirche mit einem Prachtbilde zu schmücken, sondern dass er so viele Bildnisse geistlicher und weltlicher Würdenträger, der Bürgermeister, Patrizier, der angesehensten Stiftsherrn und Gelehrten der Stadt Köln gemalt hat. Wie Meister Wilhelm im 14., so war de Bruyn im 16. Jahrhundert der Vertreter der Kölner-Schule und es werden ihm, wie jenem, eine Menge Bilder aus dem 16. Jahrhundert, welche den seinigen in Beziehung auf Auffassung und Stil ähneln, zugeschrieben. Zu den vorzüglichsten seiner in betrechtlicher Anzahl vorhandenen Bilder gehören: zu Köln, im städtischen Museum: das Bildnis des Bürgermeisters Arnold von Browiller, ein vorzügliches Porträt (1535); mehrere andere männliche und weibliche Porträts; vier Altarflügelbilder mit dem Bildnis eines im Gebet knieenden Priesters, hinter ihm der h. Stephan; Maria mit dem Kinde auf der Mondsichel schwebend, von großartiger Michelangeloscher Auffassung, und die h. h. Vitalis und Lucas; die Geburt des Heilands und auf den Flügelbildern die Bildnisse des Bürgermeisters Arnold von Browiller und seiner Gemahlin, kniend vor zwei Schutzheiligen; die Kreuzigung des Heilandes und verschiedene andere Bilder; mehrere treffliche Gemälde im Dom und in ändern dortigen Kirchen, sowie in einigen Privatsammlungen der Stadt, so z.B. die Allegorie auf die drei Stände der menschlichen Gesellschaft bei Hrn. Haan daselbst. Im Museum zu Berlin sieht man von ihm: den toten Christus auf dem Schosse der Maria, rechts Johannes, links Magdalena; eine Maria mit dem Kinde; den ungläubigen Thomas und ein vorzügliches Porträt des Bürgermeisters Joh. v. Ryht von Köln; in der Pinakothek zu München: einige Heiligenbilder mit Donatoren und eine Kreuzabnahme. Sein Hauptwerk aber sind die (1536 vollendeten) Gemälde über dem Hochaltar der Stiftskirche von Xanten, die Doppelflügel eines Reliquienschreins, auf beiden Seiten bemalt, auf denen zu äußerst die lebensgroßen Gestalten verschiedener Heiliger, sodann Begebenheiten aus dem Leben der Kaiserin Helena und das Martyrium der thebaischen Legion, innerhalb mehrere Szenen aus dem Leiden Christi dargestellt sind. Endlich verwahrt die Gemäldesammlung zu Althorp: einen h. Hieronymus auf den Totenkopf deutend, eine Wiederholung des nämlichen Gegenstandes in der Münchener Pinakothek.
Literatur. J. J. Merlo, Kunst und Künstler in Köln.