Benvenuto Cellini

Cellini, Benvenuto, ein berühmter Goldschmied, Bildhauer und Erzgießer, geb. 1500 zu Florenz, war der Sohn eines Baumeisters, der aber zugleich die Kunst, in Elfenbein zu schnitzen, verstand, überdies in der Musik bewandert und eine Zeit läng florentinischer Ratspfeifer war. Auch Benvenuto sollte Musiker werden, doch ließ ihn der Vater, als er das ausgesprochene Talent des Sohnes für plastische Arbeiten erkannte, seiner Neigung folgen und Goldschmied werden. In seinem fünfzehnten Jahre begab er sich zu Antonio Sandro in die Lehre, in dessen Werkstatt er in wenigen Monaten die besten Gesellen übertraf. Nachdem er sich hierauf in der Zeichnung, insbesondere durch Studien nach Michelangelos Karton der Pisanerschlacht weiter vervollkommnet, wandte er sich nach Rom, wo er in die Werkstätte des Firenzuolo di Lombardia trat und hier u. A. einen großen silbernen Tafelaufsatz in Kästchenform, nach einem antiken Sarkophage ausführte, der allgemeine Bewunderung erregte. Nach einem Aufenthalt von zwei Jahren ging er wieder nach Florenz, kehrte aber bald nach Rom zurück, wo er das Glück hatte, vielfache Beschäftigung zu bekommen. So arbeitete er für den Bischof von Salamanca, an den er durch Franc. Penni, einen Schüler Raphaels empfohlen worden war, unter mehreren, trefflichen Werken einen großen Wasserkessel nach Zeichnungen von Penni; für eine edle Römerin, Porzia, die Gemahlin des Gismondo Chigi, eine Lilie mit in Gold gefassten Diamanten; dann für den Papst Clemens VII., der ihn als Musiker und Goldschmied in Dienste genommen hatte, mehrere andere ausgezeichnete kleinere Werke. Auch fertigte er große Medaillen von Gold, die in damaliger Zeit von Herren und Edelleuten am Hut getragen wurden, worunter eine solche mit der Leda, für Gabriel Cesarini, den Gonfaloniere von Rom, rühmend genannt wird; stach Stempel und Siegel in Stahl, übte das Emaillieren, ahmte türkische mit Silber damascirte Dolche und antike eiserne, mit Gold eingelegte Ringe nach, und erwies sich in allen diesen kunstvollen Arbeiten als äußerst geschickt. 

Das Jahr 1527 mit seinen kriegerischen Vorfällen unterbrach diese vielseitige künstlerische Tätigkeit. Der Herzog von Bourbon belagerte Rom, fand aber seinen Tod vor den Mauern der Stadt und zwar durch eine Büchsenkugel des Benvenuto. Dieser entfloh darauf in die Engelsburg, wo er während der ganzen Belagerung auf ausgezeichnete Weise Bombardierdienste leistete und bei dieser Gelegenheit nach seiner Versicherung auch den Prinzen von Oranien erschossen haben soll. Nach der Einnahme der Stadt kehrte Cellini nach Florenz zurück, begab sich aber bald darauf nach Mantua, wo er Giulio Romano traf und auf dessen Empfehlung für den Herzog beschäftigt wurde. Er führte für denselben das Modell zu einem Reliquienbehälter und einige andere kleine Arbeiten aus, stach auch ein großes Siegel für dessen Bruder, den Kardinal. Nach einem viermonatlichen Aufenthalt verließ Benvenuto Mantua wieder und begab sich nach Florenz zurück, wo unterdessen die Pest seinen Vater, mehrere seiner Verwandten und viele seiner Bekannten hinweggerafft hatte. Er verweilte hier nur so lange, bis er eine sehr schöne Medaille mit dem Atlas, der die Himmelskugel trägt, fertig gebracht (die später an König Franz I. von Frankreich kam) und folgte dann dem Rufe des Papstes nach Rom. Dieser trug ihm auf, den Knopf eines Pluvials in getriebenem Gold mit einem großen Diamanten und ändern kostbaren Edelsteinen besetzt, zu fertigen und Gott Vater in halb erhabener Arbeit darauf darzustellen; bestellte bei ihm ferner den Stempel einer Münze, die auf der einen Seite einen Ecce homo, auf der anderen einen Papst und einen Kaiser, beide ein Kreuz aufzurichten bemüht, zeigen sollte, eine Arbeit, die dem Papst so wohl gefiel, dass er ihn zum Stempelschneider bei der päpstlichen Münze ernannte, in welcher Eigenschaft er den Stempel zu einer Goldmünze mit dem Bildnisse des Papstes auf der einen und dem auf dem Meere wandernden Christus auf der anderen Seite ausführte. Darauf machte er das Modell zu einem prachtvollen Kelche mit einem fuss aus drei runden Figuren: Glaube, Liebe und Hoffnung, die auf einem Untersatze standen, auf welchem halberhaben die Geburt und Auferstehung Christi und die Kreuzigung Petri dargestellt war, er bekam jedoch während dessen Ausführung Streit mit dem Papst, in dessen Folge der Künstler sein Amt bei der Münze verlor, ja sogar verhaftet wurde. Man setzte ihn jedoch bald wieder in Freiheit und der heilige Vater übertrug ihm die Ausführung einer Monstranz. Benvenuti, der in dem Verdacht stand, einen Goldschmied ermordet zu haben, entfloh jedoch nach Neapel, und kehrte erst wieder, nachdem er sich von demselben vollständig gereinigt hatte, nach Rom zurück. Jetzt schnitt er für den Papst den Stempel zu einer Münze mit dessen Bildnis auf der einen und einer Allegorie des Friedens auf der anderen Seite, eine Arbeit, die jenem so große Freude machte, dass er noch eine andere Rückseite dazu bestellte, worauf Cellini Moses, wie er Wasser ans dem Felsen schlägt, darstellen sollte. Papst Clemens VII. erlebte aber deren Vollendung nicht mehr, er starb 1534 und Papst Paul III. bestieg den Thron. Dieser setzte den Künstler wieder in seine vorige Stelle bei der Münze ein, allein ein an einem Mailänder Goldschmied in Händeln und im Jähzorn begangener Mord, in dessen Folge man ihm nach dem Leben trachtete, nötigte ihn zur plötzlichen Abreise nach Florenz, wo er von Herzog Alexander als Münzmeister in Dienste genommen wurde und eine Menge trefflicher Stempel schnitt. Nicht lange darauf wurde ihm jedoch vom Papst ein Freibrief erteilt, um ungefährdet nach Rom kommen und sich daselbst durch Ablass vom Flecken des Todschlags reinigen zu können. Er eilte dahin, wurde aber bald nach seiner Ankunft von einer heftigen Krankheit befallen, die seine starke Natur jedoch siegreich überwand. Nach seiner Wiedergenesung machte er zu einem Brevier mit Miniaturen einen prachtvollen Deckel aus Gold, reich an Figuren, Laubwerk, Schmelz und Juwelen, ein Geschenk des Papstes an Kaiser Karl V. bei dessen Einzug in Rom und fasste aufs Kunstvollste in einen goldenen King einen Diamanten, den der Letztere Paul III. bei derselben Gelegenheit verehrt hatte. Wiederholte Ränke, die dem Künstler bei seinem päpstlichen Beschützer gespielt wurden, veranlassten ihn jedoch Rom zu verlassen und sich nach Paris zu begeben. Im Jahr 1537 langte er daselbst an und wurde von Franz I. aufs Freundlichste aufgenommen. Krankheitshalber kehrte er jedoch kurze Zeit hierauf wieder nach Rom zurück. Hier wurde er wieder mit Aufträgen überhäuft. Er arbeitete mit vielen Gesellen und eine große Anzahl der angefangenen Bestellungen waren der Vollendung nahe, als Cellini auf die falsche Anklage eines seiner Gesellen, dass er dem verstorbenen Papst einen großen Schatz von Edelsteinen entwendet habe, Inas Gefängnis geworfen wurde, in welchem er grausame Misshandlungen zu erdulden hatte. Nach langem Harren endlich auf Fürsprache des Kardinals von Ferrara aus dem Kerker befreit, fertigte er für diesen einen Becher und ein Becken von Silber mit runden und halb erhabenen Figuren, schnitt dessen Siegel und brachte darauf sehr schöne geschichtliche Darstellungen an, begann auch das Modell eines Salzfasses, das er aber erst später für König Franz I. von Frankreich vollendete. 



Inhalt:


Benvenuto - Modelle: Jupiter, Vulkan, Mars; Statue des Perseus
Benvenuto - Inventar, Selbstbiographie

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 © textlog.de 2004 • 06.01.2025 23:42:29 •
Seite zuletzt aktualisiert: 27.02.2005 
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