§ 13. Kant und seine Schule
Kants Hauptstelle über den Satz vom zureichenden Grunde steht in der kleinen Schrift »über eine Entdeckung, nach der alle Kritik der reinen Vernunft entbehrlich gemacht werden soll« und zwar im ersten Abschnitt derselben, unter A. Daselbst dringt Kant auf die Unterscheidung des logischen (formalen) Prinzips der Erkenntnis »ein jeder Satz muß seinen Grund haben« von dem transzendentalen (materialen) Prinzip »ein jedes Ding muß seinen Grund haben«, indem er gegen Eberhard polemisiert, der Beides hatte identifizieren wollen. — Seinen Beweis der Apriorität und dadurch Transzendentalität des Kausalitätsgesetzes werde ich weiterhin in einem eigenen Paragraphen kritisiren, nachdem ich den allein richtigen zuvor werde geliefert haben.
Nach diesen Vorgängern bestimmen denn die mancherlei Lehrbücher der Logik, welche die Kantische Schule geliefert hat, z.B. die von Hofbauer, Maaß, Jakob, Kiesewetter u. A. den Unterschied zwischen Erkenntnisgrund und Ursache ziemlich genau. Kiesewetter besonders gibt ihn in seiner Logik (Bd. I. S. 16) völlig genügend also an: »Logischer Grund (Erkenntnisgrund) ist nicht zu verwechseln mit dem realen (Ursache). Der Satz des zureichenden Grundes gehört in die Logik, der Satz der Kausalität in die Metaphysik. (S. 60.) Jener ist Grundsatz des Denkens, dieser der Erfahrung. Ursache betrifft wirkliche Dinge, logischer Grund nur Vorstellungen.«
Die Gegner Kants dringen noch mehr auf diese Unterscheidung. G. E. Schulze, in seiner Logik § 19. Anmerk, 1 und § 63, klagt über Verwechselung des Satzes vom zureichenden Grund mit dem der Kausalität. Salomon Maimon, in seiner Logik S. 20, 21, klagt, dass man viel vom zureichenden Grunde gesprochen habe, ohne zu erklären, was man darunter verstehe, und in der Vorrede S. XXIV tadelt er, dass Kant das Prinzip der Kausalität von der logischen Form der hypothetischen Urteile ableite.
F. H. Jacobi, in seinen »Briefen über die Lehre des Spinoza«, Beilage 7, S. 414, sagt, dass aus der Vermischung des Begriffes des Grundes mit dem der Ursache eine Täuschung entstehe, welche die Quelle verschiedener falscher Spekulationen geworden sei: auch gibt er den Unterschied derselben auf seine Weise an. Indessen findet man hier, wie gewöhnlich bei ihm, mehr ein selbstgefälliges Spiel mit Phrasen, als ernstliches Philosophieren.
Wie endlich Hr. v. Schelling Grund und Ursache unterscheide, kann man ersehn aus seinen »Aphorismen zur Einleitung in die Naturphilosophie«, § 184, welche das erste Heft des ersten Bandes der Jahrbücher der Medizin von Marcus und Schelling eröffnen. Daselbst wird man belehrt, dass die Schwere der Grund und das Licht die Ursache der Dinge sei; — welches ich bloß als ein Kuriosum anführe, da außerdem ein solches leichtfertiges In-den-Tag-hinein-Schwätzen keine Stelle unter den Meinungen ernster und redlicher Forscher verdient.