§ 32. Transzendentale Wahrheit
Die im Verstande und der reinen Sinnlichkeit liegenden Formen der anschauenden, empirischen Erkenntnis können, als Bedingungen der Möglichkeit aller Erfahrung, Grund eines Urteils sein, das alsdann ein synthetisches a priori ist. Da ein solches Urteil dennoch materiale Wahrheit hat; so ist diese eine transzendentale; weil das Urteil nicht bloß auf der Erfahrung, sondern auf den in uns gelegenen Bedingungen der ganzen Möglichkeit derselben beruht. Denn es ist durch eben Das bestimmt, wodurch die Erfahrung selbst bestimmt wird: nämlich entweder durch die a priori von uns angeschauten Formen des Raumes und der Zeit, oder durch das a priori uns bewußte Gesetz der Kausalität. Beispiele solcher Urteile sind Sätze wie: Zwei gerade Linien schließen keinen Raum ein. — Nichts geschieht ohne Ursache. — 3 x 7 = 21. — Materie kann weder entstehen noch vergehn. Eigentlich kann die ganze reine Mathematik, nicht weniger meine Tafel der Prädikabilia a priori, im 2. Bande der Welt a. W. und V., wie auch die meisten Sätze in Kants metaphys. Anfangsgr. d. Naturwissenschaft, als Beleg dieser Art der Wahrheit angeführt werden.