3. Richmond


Richmond – fürwahr ein reicher Hügel! von dessen Höhe, über dieses Gärtchen mit weißen und roten Rosen, mit Nelken überschüttet, und von weißem Geländer zierlich eingefaßt, das Auge hinunter streift durch das wilde blühende Rosen- und Holundergebüsch; dann längs den hohen Wänden von schlanken tausendförmigen Ulmen die abgemähten Wiesen, die duftenden Heukegel besucht, und zwischen den mit Laub umwundenen Stämmen die halbversteckten Wohnungen erblickt, von deren Dächern über die dunkeln Wipfel der bläuliche Rauch hindampft. Höher jetzt und dichter, mit immer üppigerem Schatten, reihen sich die Bäume mit mannigfaltigem Grün, dass zwischen ihnen die fernen Wiesen kaum wie zarte Linien erscheinen. Und vor dem ganzen Hügel rechts her windet sich die Themse mit ihren Inseln, und hier und dort einem segelnden Kahn zwischen grasreichen Weiden, hinab nach Pope's Häuschen, Twickenham; und an ihren grünen Ufern, auf hervorspringenden Landspitzen, sehe ich durch die glatten reinen Stämme der rund bewipfelten Baumgruppen hin auf den smaragdfarbigen Sammetteppich, an dessen Rande sich aus dem Gesträuch in mancherlei Lagen und Gestalten die Hütten und Palläste glücklicher Bewohner – solcher, meine ich, die glücklich sein könnten – erheben. Dann verliert sich das Auge in unabsehlichen Schatten und Reihen über Reihen von palmenähnlichen Ulmen, bis an den heiligen Kreis, wo die blauumnebelten Hügel den Horizont begrenzen. – Dass es auch eben ein grauer Tag sein muß, der mich in dieses Reichtums Fülle nicht vollkommen schwelgen läßt! Blickte wenigstens nur verstohlen die Sonne aus den Wolken, liebäugelte mit diesem Wasserspiegel, beleuchtete in blendendem Glanze diese jenseits der Themse so schön sich ausbreitende Ebene mit ihren Bäumen und Heerden, und zöge dann die dunkeln Schlagschatten über den Saum der glühenden Landschaft! – –




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Seite zuletzt aktualisiert: 16.11.2007 
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