12. Blenheim
Wie mag dem großen Churchill zwischen diesen unaufhörlichen Apotheosen zu Mute gewesen sein! Etwa wie Ludwig XIV bei den ewigen Fêten und Vergötterungen in Versailles? Die menschliche Natur kann das nicht ertragen. Ludwigs Schicksal ist bekannt. Seine Imbezillität datierte von diesem Zeitpunkte. Marlborough ward aber auch kindisch und furchtsam vor seinem Ende; und ich möchte nicht dafür schwören, dass nicht die Tapeten das Ihrige dazu getan haben. Wie aber, wenn er in dem Augenblicke, da er seiner Geisteskräfte noch nicht beraubt war, mitten unter diesen ungeheuren Bildern seiner Größe das Los der Menschheit tragen, und in körperlichem Schmerz sich winden, von Gicht oder Kolik gequält werden mußte; wie klein und verächtlich mochte er sich da fühlen! Ich für mein Teil bin froh, dass ich nicht Marlborough bin, und seine Taten getan habe, um so zu Schanden gemacht zu werden mit der Geschwätzigkeit des Ruhmes. Ich gestehe, der üble Geschmack, womit man ihn in der großen Halle zwischen den kleinen lachenden Faun und die Mediceische Venus hingestellt hat, ist mir wegen der Lächerlichkeit noch die willkommenste von allen diesen Vergötterungen. Ich lache heute über diese Eitelkeit – indes vielleicht morgen ein Rezensent dafür meinen Leichtsinn und meine Fühllosigkeit straft –; allein, zwischen heute und morgen habe ich beides, gelacht und geweint: über mich selbst, über ihn, und über die ganze Welt. Ist es nicht Torheit, die Schriftsteller richten zu wollen wegen einzelner Empfindungen eines Augenblicks, wo man vielmehr ihre Offenherzigkeit, das Herz des Menschen aufzudecken, bewundern sollte? Wenn sie einen Fehler dabei begehen, so ist es nur eine unschickliche Wahl in der Darstellung der Eindrücke, die ihr Gefühl bestürmten. Die schnellen tausendfachen Übergänge in einer empfänglichen Seele zählen zu wollen, die sich unaufhörlich jagen, wenn Gegenstände von außen, oder durch ihre lebhafte Phantasie hervorgerufen, auf sie wirken, wäre wirklich verlorene Mühe.