Prämonstratenserabtei.
Van Dyks Taufe Christi.
Peter Faes, jetztlebender Blumenmaler
In der reichen Prämonstratenserabtei St. Michael, wo wir das Tor zum Zeichen des Hohns über den verstorbenen Kaiser, der sie hatte einziehen wollen, mit den drei Brabantischen Revolutionsfarben neu angestrichen fanden, zeigte man uns eine Menge Gemälde, die ich Dir nicht alle herzählen mag. In den Wohnzimmern des Abts hängen die kleineren Stücke; doch hat der Segen Melchisedeks, von Rubens, Figuren in Lebensgröße. Abraham steht seltsam mit einem Stück Teppich über dem Kopf verhüllt und gebückt vor dem Priester zu Salem. Könnte das Sujet diesem bunten Stück einen Wert verleihen, so müßte diesmal die Kunst wirklich bei der Religion darum betteln. Van Dyks Taufe Christi hat etwas mehr Anziehendes; Johannes wenigstens ist eine schöne, männliche Figur und in seine Jüdische Physiognomie hat der Künstler etwas Feines und Großes gelegt. Die Stellung ist graziös, und der braune Farbenton treflich behandelt, um den von der Sonne verbrannten Asceten in der Wüste zu bezeichnen. Für den Maler hat auch das Mechanische der Ausführung in diesem Gemälde, die Arbeit des Pinsels, einen unschätzbaren Wert. Der Christus hingegen ist, wie gewöhnlich, verfehlt. Der Kopf wäre noch schön genug; allein seine Demut ist geistlos und ohne Würde; die Stellung hat etwas kläglich Zusammengekrochenes und der ganze Körper ist platt, ohne Haltung und Ründung. Die Nebenfiguren verdienen, wie die Anordnung des Ganzen, keine Erwähnung. Eine Abnahme vom Kreuz, ebenfalls von van Dyk, und die Ehebrecherin von Tintoret wollen wir übergehen, weil sich nichts Gutes von ihnen sagen läßt. Aber ein Paar Blumensträuße muß ich noch bewundern, die in ihrer Art vollkommen sind. Der Meister, der sie verfertigte, Peter Faes, ist ein jetzt lebender Maler in Antwerpen. Ich sage nicht zu viel, wenn ich behaupte, dass er sein Muster, den berühmten van Huysum, vollkommen erreicht, wo nicht gar noch übertrift.