- E. A. Poe
- Deutsch von T. Etzel
- Deutsch von H. Lachmann
To Helen
I saw thee once — only once — years ago:
I must not say how many — but not many.
It was a July midnight; and from out
A full-orbed moon, that, like thine own soul, soaring,
Sought a precipitate pathway up through heaven,
There fell a silvery—silken veil of light,
With quietude, and sultriness, and slumber,
Upon the upturn’d faces of a thousand
Roses that grew in an enchanted garden,
Where no wind dared stir, unless on tiptoe —
Fell on the upturn’d faces of these roses
That gave out, in return for the love-light,
Their odorous souls in an ecstatic death —
Fell on the upturn’d faces of these roses
That smiled and died in the parterre, enchanted
By thee, and by the poetry of thy presence.
Clad all in white, upon a violet bank
I saw thee half reclining; while the moon
Fell upon the upturn’d faces of the roses,
And on thine own, upturn’d — alas, in sorrow!
Was it not Fate, that, on this July midnight —
Was it not Fate, (whose name is also Sorrow,)
That bade me pause before that garden-gate,
To breathe the incense of those slumbering roses?
No footsteps stirred: the hated world all slept,
Save only thee and me. (Oh, Heaven! — oh, G**!
How my heart beats in coupling those two words!)
Save only thee and me. I paused — I looked —
And in an instant all things disappeared.
(Ah, bear in mind the garden was enchanted!)
The pearly lustre of the moon went out:
The mossy banks and the meandering paths,
The happy flowers and the repining trees,
Were seen no more: the very roses’ odors
Died in the arms of the adoring airs.
All — all expired save thee — save less than thou:
Save only divine light in thine eyes —
Save but the soul in thine uplifted eyes.
I saw but them — they were the world to me.
I saw but them — saw only them for hours —
Saw only them until the moon went down.
What wild heart—histories seemed to lie enwritten
Upon those crystalline, celestial spheres!
How dark a wo! yet how sublime a hope!
How silently serene a sea of pride!
How daring an ambition! yet how deep —
How fathomless a capacity for love!
But now, at length, dear Dian sank from sight,
Into a western couch of thunder-cloud;
And thou, a ghost, amid the entombing trees
Didst glide away. Only thine eyes remained.
They would not go — they never yet have gone.
Lighting my lonely pathway home that night,
They have not left me (as my hopes have) since.
They follow me — they lead me through the years.
They are my ministers — yet I their slave.
Their office is to illumine and enkindle —
My duty, to be saved by their bright fire,
And purified in their electric fire,
And sanctified in their elysian fire.
They fill my soul with Beauty (which is Hope,)
And are far up in Heaven — the stars I kneel to
In the sad, silent watches of my night;
While even in the meridian glare of day
I see them still — two sweetly scintillant
Venuses, unextinguished by the sun!
An Helene
Ich sah dich einmal — einmal nur — vor Jahren:
Ich sage nicht wie vielen — doch nicht vielen.
Es war in Julinacht, und aus dem vollen
Kreisrunden Mond, der gleich wie deine Seele
Den steilsten Weg hinauf zum Himmel suchte,
Fiel sanft ein silberseidner Schleier Licht —
Fiel still und schwül und schlummerselig nieder
Auf tausend Rosen, die nach oben schauten
Und die in einem Zaubergarten wuchsen,
Wo Wind auf Zehen nur sich rühren durfte —
Auf Rosen fiel er, die nach oben schauten,
Die ihre Seelen in verzücktem Sterben
Als Duft aushauchten in das Liebe-Licht —
Auf Rosen fiel er, die nach oben schauten,
Die lächelten und starben, wie verzaubert
Von dir und deines Wesens Poesie.
Ich sah dich ganz in Weiß, auf Veilchenbeet;
Auf offne Rosen, die nach oben schauten,
Fiel hell der Mond — und auch auf dein Gesicht,
Das aufwärts schaute — schaute, ach, in Leid.
War das nicht Schicksal, das in dieser Nacht —
War das nicht Schicksal (das auch Leiden heißt),
Das mir vorm Gartentore Halt gebot,
Den Schlummerduft der Rosen einzuatmen?
Kein Schritt: in Schlaf lag die verhaßte Welt;
Nur du und ich — (o Gott, wie schlägt mein Herz,
Da ich zusammen die zwei Worte nenne!) —
Nur wachend du und ich. Ich stand, ich blickte —
Und plötzlich loschen alle Dinge aus.
(Bedenkt es wohl, es war ein Zaubergarten!)
Der Perlenglanz des Monds erlosch, die Beete,
Die moosigen Beete und gewundnen Pfade,
Die frohen Blumen, säftevollen Bäume —
Nichts sah man mehr; und selbst der Duft den Rosen
Erstarb im Arm anbetend stiller Lüfte.
All alles außer dir verschied, verhauchte,
Nichts blieb als du — als weniger denn du:
Als nur das Himmelslicht in deinen Augen —
Als deine Seele nur in deinen Augen.
Ich sah nur sie — sie waren mir die Welt.
Ich sah nur sie — sah stundenlang nur sie —
Sah nichts als sie, bis daß der Mond sich senkte.
Welch wundersame Herzgeschichten sprachen
Aus jenen himmlischen kristallnen Kugeln!
Welch dunkles Weh! Und doch welch hehres Hoffen!
Welch heiter schweigend Meer erhabnen Stolzes!
Welch kühne Ehrbegier! Und doch welch tiefe —
Unfaßbar tiefe Liebe-Fähigkeit!
Doch jetzt, doch endlich sank Diana hin
In westliches Gewitterwolken-Pfühl;
Und du entglittst wie Geist dem Grabesschatten
Der Bäume dort. Nur deine Augen blieben!
Sie gingen nicht — sie sind nie mehr gegangen!
In jener Nacht mir sorgsam heimwärts leuchtend
Verlaß’nen Pfad, verließen sie mich nie —
Nie mehr (wie all mein Hoffen doch getan).
Sie folgen mir — sie leiten mich durchs Jahr.
Sie sind mir Diener — dennoch ich ihr Sklave.
Ihr Amt ist: zu beleuchten, zu entflammen —
Mein Dienst: beseligt sein durch ihren Glanz,
Gereinigt sein durch ihr elektrisch Feuer,
Geheiligt sein in ihrem Himmelsfeuer.
Sie füllen mir mein Herz mit Schönheit an
(Die Hoffen ist) und sind im Himmel droben
Das Sternenpaar, vor dem ich kniend liege
Im traurigstummen Wachen meiner Nacht;
Indes sogar im Mittagsglanz des Tages
Ist noch sie sehe — holde Zwillingsschwestern,
Venusse, die kein Sonnenlicht verlöscht!
An Helene
Ich sah dich einmal, einmal nur — vor Jahren.
Es war in einer Julinacht; vom klaren
Gestirnten Himmel, wo in sichrer Schwebe
Der volle Mond eilends die Bahn durchlief,
Fiel weich und schmeichlerisch ein Lichtgewebe
Auf einen Garten, der verzaubert schlief, —
Fiel weich und schmeichlerisch ein silbern lichter,
Duftiger Schleier und verhüllte tief
Die himmelan gehobenen Gesichter
Von vielen hundert Rosen, die in Farben
Jungfräulich reiner, ernster Schönheit blühten,
Die in dem Liebeslichte schämig glühten,
Zum Dank sich selber gaben — und so starben.
Ein weißes Kleid umschloß dich faltig weich —
Du standest sinnend, und den Rosen gleich
Erhobst du das Gesicht, doch ach, in Trauer!
War es nicht Schicksal, das mich an die Mauer
Des Gartens führte zu derselben Zeit?
Nicht Schicksal (dessen andrer Name Leid),
Das mir gebot, die Düfte einzusaugen
Der eingewiegten Rosen? Alles schlief,
Die ganze schnöde Welt — nichts regte sich.
Nur du und ich, o Gott, nur du und ich.
Ich sah nur dich, ich sah nur deine Augen,
Ich sah nur diese Sterne, dunkel, tief —
Und da auf einmal war mir′ s, als versänke
Der Garten; meinem Blick entschwanden
Die Schlangenwege und die Rasenbänke —
Im liebe heißen Arm der Lüfte fanden
Die Düfte ihren Tod — der Mond verblich;
Nichts atmete, nur wir, nur du und ich;
Nichts strahlte, nur das Licht in deinen Augen,
Nichts als die Seele deiner dunklen Augen.
Ich sah nur sie, nur sie allein, sie bannten
Den flüchtigen Fuß mir stundenlang und brannten
Sich wie zwei Flammen tief in meine Brust —
Oh, welche Märchen standen da geschrieben,
Ein Weh, wie tief, ein Stolz, wie machtbewußt,
Welch abgrundtiefe Fähigkeit zu lieben!
Doch endlich legte sich Diana drüben
Im Westen in ein Wolkenbett, und du —
Ein Geist — entglittst. Nur deine Augen blieben.
Sie schwanden nicht, sie strahlten immerzu.
Die leuchteten mir heim auf meinem schroffen,
Sternenlosen Pfad in jener Wundernacht.
Sie wichen nicht von mir (wie all mein Hoffen).
Sie wachen über mich mit Herrschermacht,
Sie sind mir Priester — ich ihr Untertan.
Ihr Amt ist zu erleuchten — meine Pflicht,
Erlöst zu werden durch ihr reines Licht,
Geweiht in ihrem heiligen Flammenlicht.
Sie füllen mir die Brust mit Schönheit an
Und sind die goldnen Sterne hoch im Äther,
Vor denen ich, ein demutvoller Beter,
In meiner Nächte schlummerlosem Düster
Andächtig kniee, während in der Nähe
Des Mittagsglanzes selbst ich sie noch sehe,
Zwei Venussterne — holde Sterngeschwister.