- E. A. Poe
- Deutsch von T. Etzel
- Deutsch von H. Lachmann
Annabel Lee
It was many and many a year ago,
In a kingdom by the sea,
That a maiden there lived whom you may know
By the name of Annabel Lee;
And this maiden she lived with no other thought
Than to love and be loved by me.
I was a child and she was a child,
In this kingdom by the sea:
But we loved with a love that was more than love—
I and my Annabel Lee;
With a love that the winged seraphs of heaven
Coveted her and me.
And this was the reason that, long ago,
In this kingdom by the sea,
A wind blew out of a cloud, chilling
My beautiful Annabel Lee;
So that her highborn kinsman came
And bore her away from me,
To shut her up in a sepulchre
In this kingdom by the sea.
The angels, not half so happy in heaven,
Went envying her and me—
Yes!—that was the reason (as all men know,
In this kingdom by the sea)
That the wind came out of the cloud by night,
Chilling and killing my Annabel Lee.
But our love it was stronger by far than the love
Of those who were older than we—
Of many far wiser than we—
And neither the angels in heaven above,
Nor the demons down under the sea,
Can ever dissever my soul from the soul
Of the beautiful Annabel Lee:
For the moon never beams, without bringing me dreams
Of the beautiful Annabel Lee;
And the stars never rise, but I feel the bright eyes
Of the beautiful Annabel Lee;
And so, all the night-tide, I lie down by the side
Of my darling—my darling—my life and my bride,
In her sepulchre there by the sea,
In her tomb by the sounding sea.
Annabel Lee
Ist ein Königreich an des Meeres Strand,
Da war es, da lebte sie –
Lang, lang ist es her – und sie sei euch genannt
Mit dem Namen Annabel Lee.
Und ihr Leben und Denken war ganz gebannt
In Liebe – und mich liebte sie.
In dem Königreich an des Meeres Strand
Ein Kind noch war ich und war sie,
Doch wir liebten mit Liebe, die mehr war denn dies –
Ich und meine Annabel Lee –
Mit Liebe, daß strahlende Seraphim
Begehrten mich und sie.
Und das war der Grund, daß vor Jahren und Jahr
Eine Wolke Winde spie,
Die frostig durchfuhren am Meeresstrand
Meine schöne Annabel Lee;
Und ihre hochedele Sippe kam,
Und ach! man entführte mir sie,
Um sie einzuschließen in Gruft und Grab,
Meine schöne Annabel Lee.
Die Engel, nicht halb so glücklich als wir,
Waren neidisch auf mich und auf sie –
Ja! das war der Grund (und alle im Land
Sie wissen, vergessen es nie),
Daß der Nachtwind so rauh aus der Wolke fuhr
Und mordete Annabel Lee.
Weit stärker doch war unsre Liebe als die
All derer, die älter als wir –
Und mancher, die weiser als wir –
Und die Engel in Höhen vermögen es nie
Und die Teufel in Tiefen nie,
Nie können sie trennen die Seelen von mir
Und der schönen Annabel Lee.
Kein Mondenlicht blinkt, das nicht Träume mir bringt
Von der schönen Annabel Lee,
Jedes Sternlein das steigt, hell die Augen mir zeigt
Meiner schönen Annabel Lee;
Und so jede Nacht lieg zur Seite ich sacht
Meinem Lieb, meinem Leben in bräutlicher Pracht:
Im Grabe da küsse ich sie –
Im Grabe da küsse ich sie.
Annabel Lee
Es ist lange her, da lebte am Meer,
Ich sag euch nicht wo und wie –
Ein Mägdelein zart, von seltener Art,
Mit Namen Annabel Lee.
Und das Mägdelein lebte für mich allein,
Und ich lebte allein für sie.
Ich war ein Kind, und sie war ein Kind,
Meine süße Annabel Lee,
Doch eine Liebe, so groß, so grenzenlos,
Wie die unsere, gab es nie.
Wir liebten uns so, daß die Engel darob
Beneideten mich und sie.
Da kam eines Tags aus den Wolken stracks
Ein Ungewitter und spie
Seinen Geifer aus, einen Höllengraus,
Und traf meine Annabel Lee.
Und es kam ein hochgeborener Lord,
Der holte auf immer sie von mir fort
In sein Reich am Meer und sperrte sie
Dort ein, meine Annabel Lee.
Ja, neidisch war die geflügelte Schar
Im Himmel auf mich und sie,
Und dies war der Grund, daß der Höllenmund
Des Sturms sein Verderben spie,
Bis sie erstarrte,
Und der Tod sie verscharrte,
Meine süße Annabel Lee.
Doch eine Liebe, so groß, so grenzenlos,
Wie die unsere, gab es nie.
So liebten Ältere nie,
So liebten Weisere nie,
Und wären die Engel auch noch so scheel,
Sie trennten doch nicht meine Seel’ von der Seel’
Der lieblichen Annabel Lee.
Wenn die Sterne aufgehn, so kann ich drin sehn
Die Äuglein der Annabel Lee,
Und noch jegliche Nacht hat mir Träume gebracht
Von der lieblichen Annabel Lee.
So ruh’ ich denn, bis der Morgen graut,
Allnächtlich bei meinem Liebchen traut
In des schäumenden Grabes Näh’,
An der See, an der brandenden See.