- E. A. Poe
- Deutsch von T. Etzel
- Deutsch von H. Lachmann
To Marie Louise
Of all who hail thy presence as the morning—
Of all to whom thine absence is the night—
The blotting utterly from out high heaven
The sacred sun—of all who, weeping, bless thee
Hourly for hope—for life—ah! above all,
For the resurrection of deep-buried faith
In Truth—in Virtue—in Humanity—
Of all who, on Despair’s unhallowed bed
Lying down to die, have suddenly arisen
At thy soft-murmured words, “Let there be light!”
At the soft-murmured words that were fulfilled
In the seraphic glancing of thine eyes—
Of all who owe thee most—whose gratitude
Nearest resembles worship—oh, remember
The truest—the most fervently devoted,
And think that these weak lines are written by him—
By him who, as he pens them, thrills to think
His spirit is communing with an angel’s.
An Marie Louise Shew
Noch unlängst pries der Schreiber dieser Zeilen,
Sich brüstend mit besonderem Verstand,
“Die Schöpferkraft der Worte” und bestritt,
Daß je Gedanken jenseits des Gebiets
Der Menschenzunge Menschenhirn entsprängen;
Und jetzt gesteht er, seinen Stolz verhöhnend:
Zwei Worte sind, zwei seltsam fremde Silben,
Italiens Töne, die von Engeln nur
In Mondlichttraum sich flüstern lassen, “Tau,
Der perlengleich auf Hermons Hügel hängt”,
Aus seines Herzens tiefstem Grund bewegte
Gedanken, die, wie ungedacht, die Seele
Nur von Gedanken sind, weit reicher, wilder
Und göttlich-visionärer, als sie selbst
Der Seraphharfner Israfel (der doch
“Die süßeste der Stimmen hat von allen
Geschöpfen Gottes”) jemals äußern könnte.
Und ich! Ach, meine Zauber sind gebrochen.
Kraftlos entsinkt die Feder meiner Hand.
Ob du auch batest drum, ich kann es nicht,
Mit deinem teuren Namen etwas schreiben.
Ich kann nicht sprechen oder denken, ach,
Nicht fühlen mehr; denn das ist kein Gefühl,
Dies starre Stehen auf der goldnen Schwelle
Weitoffnen Traumtors, da ich regungslos,
Entzückt vom prächtigen Ausblick und durchschauert
So auf dem rechten wie dem linken Weg,
Weithin den ganzen Weg, in Purpurdunst
Bis fern ans Ende sehe – dich allein.
An Marie Louise Shew
In des Verstandes eitler Überhebung
Verkündete ich einst die “Macht der Sprache”,
Bestritt, daß ein Gedanke je erwache,
Für den das Wort ohnmächtig zur Belebung.
Und gleichsam, die Vermessenheit zu strafen
(In der ich mich so überlegen wähnte),
Haben zwei Worte, liebliche Akzente,
Zweisilbig, italienisch – nur geschaffen,
Auf Hermonshügeln, wo in Perlensträngen
Vom Firmament Tautropfen niederhängen,
Von Engelslippen musikalisch lind
Zu zittern – aus dem abgrundtiefen Schachte
Der Seele mir Gedanken, ungedachte
(Welche die Seelen der Gedanken sind),
Herausgelockt – zu wilden Phantasien,
Als daß sie selbst der Engel Israfel
Dem Gott der Stimmen lieblichste verliehen,
Zu formen wüßte. Und trotz dem Befehl
Aus deinem Munde fühl’ ich mich erlahmen;
Mit diesen süßen Lauten, deinem Namen
Als Text, versagt die Macht der Sprache –
Kaum fühl’ ich mehr – nicht Fühlen ist dies wache,
Der Welt entrückte, völlige Versinken,
Lautlose Stehen an der goldnen Schwelle
Der Träume, dieses Starren in die Helle,
Dieses Erschauern, wenn ich mir zur Linken,
Zur Rechten, vor mir, in der Höhe,
Und weit, weit weg am fernsten Punkt, wo sich
Mein Blick verliert, nichts andres sehe Als dich. –