- E. A. Poe
- Deutsch von T. Etzel
- Deutsch von H. Lachmann
Dream-Land
By a route obscure and lonely,
Haunted by ill angels only,
Where an Eidolon, named Night,
On a black throne reigns upright,
I have reached these lands but newly
From an ultimate dim Thule—
From a wild weird clime that lieth, sublime,
Out of Space—out of Time.
Bottomless vales and boundless floods,
And chasms, and caves, and Titan woods,
With forms that no man can discover
For the dews that drip all over;
Mountains toppling evermore
Into seas without a shore;
Seas that restlessly aspire,
Surging, unto skies of fire;
Lakes that endlessly outspread
Their lone waters—lone and dead,—
Their still waters—still and chilly
With the snows of the lolling lily.
By the lakes that thus outspread
Their lone waters, lone and dead,—
Their sad waters, sad and chilly
With the snows of the lolling lily,—
By the mountains—near the river
Murmuring lowly, murmuring ever,—
By the grey woods,—by the swamp
Where the toad and the newt encamp,—
By the dismal tarns and pools
Where dwell the Ghouls,—
By each spot the most unholy—
In each nook most melancholy,—
There the traveller meets aghast
Sheeted Memories of the Past—
Shrouded forms that start and sigh
As they pass the wanderer by—
White-robed forms of friends long given,
In agony, to the Earth—and Heaven.
For the heart whose woes are legion
’Tis a peaceful, soothing region—
For the spirit that walks in shadow
’Tis—oh ’tis an Eldorado!
But the traveller, travelling through it,
May not—dare not openly view it;
Never its mysteries are exposed
To the weak human eye unclosed;
So wills its King, who hath forbid
The uplifting of the fringed lid;
And thus the sad Soul that here passes
Beholds it but through darkened glasses.
By a route obscure and lonely,
Haunted by ill angels only,
Where an Eidolon, named Night,
On a black throne reigns upright,
I have wandered home but newly
From this ultimate dim Thule.
Traumland
Auf Pfaden, dunkel, voller Grausen,
Wo nur böse Engel hausen,
Wo ein Dämon, Nacht genannt,
Auf schwarzem Thron die Flügel spannt,
Aus letztem düsterm Thule fand
Ich jüngst erst her in dieses Land –
Aus Zauberreich, so wild und weit,
Fern von Raum, fern von Zeit.
Ewig bodenlose Schlünde,
Klüfte, Schlüfte ohne Gründe,
Unbegrenzte Wassermassen,
Die sich nie in Ufer fassen,
Wälder, die kein Ende nehmen,
Die – titanenhafte Schemen –
Tropfend stehn in Nebeltau,
Endlos wuchtend, endlos grau!
Berge, endlos niederfallend,
Meere, in kein Ufer wallend,
Meere, die urewig fluten,
Himmel, die urewig gluten,
Weiher, die unendlich breiten
Stummer Wasser Einsamkeiten,
Die in Tod und Stille liegen
Und den Schnee der Lilie wiegen.
Bei den Weihern, die da breiten
Stummer Wasser Einsamkeiten,
Die in Tod und Trauer liegen
Und den Schnee der Lilie wiegen;
Bei den Bergen, bei den Flüssen,
Die so ruhlos murmeln müssen;
Bei den Wäldern, bei den Sümpfen,
Wo bei schwarzverfaulten Stümpfen
Molch und Kröte lauernd schleichen;
Bei den Pfuhlen und den Teichen,
Wo gefräßige Dämonen
Gierig bei den Leichen wohnen;
Bei den trüben Sündenquellen,
Die in giftigen Dünsten schwellen –
Trifft der Wandrer voller Bangen
Alles, was schon lang vergangen:
Totenhemden, die sich blähen,
Schemen, die aus Schatten spähen,
Freunde, lang schon aus dem Leben,
Erd – und Himmel übergeben.
Für das Herz voll tausend Wehen
Ist es hier ein friedvoll Gehen –
Für den Geist, den Schatten bannt,
Ist’s ein paradiesisch Land!
Doch wer wandert durch dies Grauen,
Wage niemals aufzuschauen,
Nie den schwachen Blick zu heben
In das Weben und das Beben,
Senke das bewimpert Lid,
Daß es kein Geheimnis sieht.
So des Königs Machtbefehle.
Und so darf die trübe Seele
Hier nur im Vorübergehen
Durch getrübte Gläser sehen.
Auf Pfaden, dunkel, voller Grausen,
Wo nur böse Engel hausen,
Wo ein Dämon, Nacht genannt,
Auf schwarzem Thron die Flügel spannt –
Aus jenem letzten Thule fand
Ich jüngst erst heim in dieses Land.
Traumland
Jenseits des Raums, jenseits der Zeit
Dehnet sich wild, dehnet sich weit
Ein dunkles Land.
Auf schwarzem Thron
Regiert ein Dämon,
Die Nacht genannt.
Auf einem Wege traurig und einsam,
Mit bösen Engelschaaren gemeinsam,
Erreicht’ ich dies Thule
Erst neuerdings.
Durch Heiden ging’s
Durch Sümpf’ und Pfuhle –
Da lag es verzaubert, das Land des Traums,
Jenseits der Zeit, jenseits des Raums
Stürzende Berge, gähnende Schlünde,
Titanenwälder, gespenstische Gründe,
Wallende Meere ohne Küsten,
Felsen mit zerrissenen Brüsten,
Wogen, die sich ewiglich bäumen,
In lodernde Feuerhimmel schäumen,
Seeen, die sich dehnen und recken,
Ihre stillen Wasser ins Endlose strecken,
Ihre stillen Wasser, still und schaurig,
Mit den schläfrigen Lilien bleich und traurig.
An den Seen, die sich so dehnen und recken,
Ihre stillen Wasser ins Endlose strecken,
Ihre stillen Wasser, still und schaurig,
Mit den schläfrigen Lilien bleich und traurig –
An den Felsen neben den düstern,
Unheimlichen Wellen, die ewig flüstern,
An den Wäldern neben den Teichen,
Wo die eklen Gezüchte schleichen,
In jedem Winkel, dunkel, unselig,
An allen Sümpfen und Pfuhlen unzählig,
Wo die Geister hausen –
Trifft der Wandrer mit Grausen
Verhülltes Volk aus dem Totenlande,
Erinnerungen im Leichengewande,
Weiße Gestalten der Schatteninseln,
Bleiche Schemen aus toten Zeiten,
Die verzweiflungsvoll stöhnen und winseln,
Wie sie am Wandrer vorübergleiten.
Für das Herz, dessen Schmerzen Legionen,
Sind dies friedvolle, milde Regionen;
Für den umnachteten, dunklen Geist
Sind es himmlische, selige Auen.
Doch der Pilger, der es durchreist,
Darf es nicht unverhüllt erschauen.
Unergründlich bleibt es für jeden,
Dieses geheimnißvolle Eden –
Das ist des finstern Königs Willen –
Und der Wandrer, von ungefähr
Dorthin verschlagen, erblickt es daher
Nur durch verdunkelte, matte Brillen.
Auf einem Wege traurig und einsam,
Mit bösen Engelschaaren gemeinsam,
Schritt ich jüngst heim durch Sümpfe und Pfuhle
Aus diesem öden, entlegenen Thule.