Schadenfreude
Schadenfreude heißt die Lust an fremdem Unglück. Dieser verwerfliche Affekt hat drei Stufen: die erste, am meisten entschuldbare, ist die Freude, sich von der fremden Unlust frei zu wissen. Diese Art Schadenfreude empfindet man selbst geliebten Personen gegenüber, und in ihr liegt der Reiz und Anstoß zum Mitleid (the luxury of pity, wie Spencer sagt). Wir fühlen uns erhaben über den, welchen wir bemitleiden. Schlimmer als diese echt menschliche, wenn auch für sich nicht sittliche Schadenfreude ist das Vergnügen über das Übel, welches unseren Feind trifft. Diese Schadenfreude ist das Kind des Hasses. Wir gönnen dem Feinde das Übel geradezu, weil wir ihn hassen, und kein Mitleid mischt sich mildernd ein. Der Haß entschuldigt jene, soweit Erklärung als Entschuldigung gelten kann; er kann als ein Grund für die Denkweise, wenn auch als ein verwerflicher, gelten. Geradezu boshaft, ja teuflisch aber ist die dritte Stufe der Schadenfreude, welche in Grausamkeit übergeht, und die entsteht, wenn der Mensch, bloß um sich an fremder Unlust zu freuen, gegen andere, die ihm gar nichts getan, direkt tätlich vorgeht. Sie ist z.B. da vorhanden, wo jemand einen Blinden absichtlich zu Falle bringt, einen Fremden irreführt, auf Menschen Hunde hetzt u. dgl. m. Diese Schadenfreude nennt Kant (1724-1804) qualifiziert, Schopenhauer(1788-1860) ein antimoralisches Motiv. Nietzsche (1844-1900) lobt sie. Der junge Don Carlos (• 1568) und Iwan der Schreckliche (• 1584) besaßen z.B. diese Schadenfreude. Vgl. Neid, Mitgefühl.