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Catilinarische Existenzen

Catilinarische Existenzen, ein von Bismarck am 30. Sept. 1862 geprägtes Scheltwort (Polit. Reden 2, 29): „Im Lande gibt es eine Menge „catilinarischer Existenzen", die ein großes Interesse an Umwälzungen haben.“ Zur Vorgeschichte vergl. den bei Büchmann S. 646 angeführten Hinweis Gomberts aus V. A. Huber (1845). Ebenda wird auch der 1865 erschienene Roman Th. Königs „Eine catilinarische Existenz“ verzeichnet.

Andere Beweise für die Nachwirkung des Schlagwortes stehen reichlich zu Gebote. Vergl. Ktadd. 1862, 186:

 
„Die kranken Recken, die vor allen Dingen
Das Junkertyum zu Ehren nur zu bringen
Bestrebt sind, heißen — glaub’ ich — Excellenzen.
Allein die Ciceronen dieser Zeiten,
Die Bürger, die für Recht und Freiheit streiten
Nennt man — „catilinarische Existenzen!"“

Mit ähnlicher Satire bemerkt der Kladderadatsch 1866, 139 über die Minister der abgesetzten Souveräne: „Läßt man sie brotlos, so schafft man damit Hunderte von catilinarischen Existenzen, welche unaufhörlich an den Säulen des Staates rütteln werden.“

In geistreicher Weise sucht dann Nietzsche 8, 159 (1888) die Wendung umzudeuten, indem er schreibt: „Fast jedes Genie kennt als eine seiner Entwicklungen die „catilinarische Existenz", ein Haß-, Rache-, und Aufstandsgefühl gegen Alles, was schon ist, was nicht mehr wird … Catilina — die Präexistenz-Form jedes Cäsar.“