Chauvinismus, Chauvinist
Chauvinismus und Chauvinist: ein Schlagwort zur Bezeichnung eines kriegerisch erregten, nach Ruhm und Erfolgen dürstenden Patriotismus, im weiteren Sinne auch für eine blinde, nur von Gefühl und Leidenschaft hervorgerufene Begeisterung für eine Person oder Sache, z. B. Gutzkow, Die neuen Serapionsbrüder 2, 161 (1877): Reichschauvinismus.
Wundt, Völkerpsychologie, 1. Bd. 2. Teil, 2. Ausl. S. 580 führt diesen Ausdruck als Beispiel charakteristischer Namensübertragung an: „Ein anderes Beispiel dieser Art ist das Wort chauvinisme, das einer Lustspielfigur mit Namen Chauvin entstammt, die in einem Stück um das Jahr 1830 als eine Art „miles gloriosus“ vorkam. Hier hat sich dann noch ein weiterer, seinem Charakter nach regulärer Bedeutungswandel angeschlossen: aus einem Ausdruck für das Benehmen eines renommistischen Soldaten ist es ein solcher für den übertriebenen nationalen Ehrgeiz überhaupt geworden — eine Veränderung, die sichtlich unter dem Einfluß der neueren national-politischen Bewegungen entstand.“
Als das Stück, in dem ein Rekrut mit Namen Chauvin zum erstenmal austrat, macht Büchmann S. 358 das von den Brüdern Theodore und Hippolyte Cogniard verfaßte Lustspiel „La cocarde tricolore“ namhaft. Für Belege im Deutschen vergl. Sanders, Fremdw. 1, 202s. Ferner z. B. Du Bois-Reymond 1, 76s. (1870): „Anders die Franzosen. Bei ihnen schreibt sich vom ersten Kaiserreich her eine unglückselige Wandlung ihrer Empfindungsweise gegen andere Völker, besonders gegen uns. Erreicht diese neue Empfindungsweise eine gewisse Höhe, so wird sie Chauvinismus genannt.“ Siehe auch die Bemerkungen aus S. 312 und 330.