Junges Deutschland
Junges Deutschland, ein Schlagwort, das speziell im literarischen Sinne nach Hauben S. 37 von Heinrich Laube ausgeprägt wurde. Von ihm lernte es dann Gutzkow, der es Zuerst in einem Briefe an Cotta vom 2. Nov. 1833 und bald nochmals in einem anderen an Menzel vom 21. März 1834, hier überdies mit deutlicher Anspielung auf die politische Giovine Italia, gebrauchte.
Aber erst Wienbarg gab dem bereits umlaufenden Schlagwort wirkliche Flügel durch seine Schrift: „Ästhetische Feldzüge. Dem jungen Deutschland gewidmet“ (1834), worin er mit entusiastischem Refrain der ausstrebenden Dichtergeneration zurust: "Dir, junges Deutschland, widme ich diese Reden!“ Eine Zueignung, die nach Büchmanns Angabe S. 298 aus seinen Verleger Lampe zurückging.
Das Schlagwort lag überdies zu Anfang der dreißiger Jahre seit Mazzinis Geheimbund vom Jungen Italien und den dadurch hervorgerufenen politischen Zweigvereinen vom Jungen Polen und Jungen Deutschland nahe genug.
Vgl. Laubes Novelle: Das junge Europa (1833). Ferner vor allem den durch Menzels heftige Ausfälle herbeigeführten offiziellen Bundestagsbeschluß vom 10. Dez. 1835, dass „Sich in Deutschland in neuerer Zeit und zuletzt unter der Benennung „Das junge Deutschland“ oder „Die junge Literatur“ eine literarische Schule gebildet hat, deren Bemühungen unverholen dahin gehen, in belletristischen für alle Klassen von Lesern zugänglichen Schriften die christliche Religion auf die frechste Weise anzugreifen, die bestehenden sozialen Verhältnisse herabzuwürdigen und alle Zucht und Sittlichkeit zu zerstören.“
Seit dieser berüchtigten Verordnung steht das literarische Schlagwort längere Zeit im Mittelpunkt einer erregten Debatte. Ich nenne als Belege nur Heine 7, 531 (am 28. Jan. 1836) „eine neue literarische Schule, benamset das junge Deutschland“. Grillparzer widmet ihm 3, 82 und 110 (1836) mehrere spitzige Epigramme, während Jahn 2, 813 (1837) in gereiztem Grimm gegen „die Verbuhltheit unter der von Wienbarg aus welschen Beiseiteflecken gestichelten Fahne: "Junges Deutschland"“ lospoltert.
Von späteren Nachbildungen sei erwähnt: Jung Israel bei Alex. Graf v. Württemberg S. 276 (1843):
"Jung Israel hat Recht zu triumphieren:
Sein Wahlspruch ist Gewinn, nur nichts verlieren,
Und seine Kunst, geschickt zu kokettieren
Mit falschem Schmuck sogar im Bücherschmieren.“
Siehe auch politische Parteinamen, wie „Jung-England“, „Jungtürken“, „Jungtschechen“ usw., sowie den wissenschaftlichen Spitznamen Junggrammatiker für die methodischen Neuerer aus dem Gebiete der indogermanischen Sprachforschung, der im Juni 1878 aufkam (Meyer S. 1).