Leitmotiv
Leitmotiv wurde durch einen Anhänger Richard Wagners zunächst als Stichwort aufgebracht für dessen prägnante, öfters wiederkehrende musikalische Motive. Der Ausdruck scheint in den Siebziger Jahren des 19. Jahrhunderts (von wem?) geprägt worden zu sein und gewann bald allgemeine Verbreitung. Wagner selbst äußert sich darüber 10, 185. Nachdem er daraus hingewiesen, dass er wohl mit hinreichender Deutlichkeit anderen den Weg zur neuen Form des musikalischen Tonsatzes in seiner Anwendung aus das Drama gezeigt habe, fährt er fort: „Dieser Weg ist, meines Wissens, noch nicht beschritten worden, und ich habe nur des einen meiner jüngeren Freunde zu gedenken, der das Charakteristische der von ihm sogenannten „Leitmotive“ mehr ihrer dramatischen Bedeutsamkeit und Wirksamkeit nach, als (da dem Verfasser die spezifische Musik fern lag) ihre Verwertung für den musikalischen Satzbau in das Auge fassend, ausführlicher in Betrachtung nahm.“
Wagner benennt dieselbe rhythmisch-melodische oder harmonische Phrase entweder musikalisches oder dramatisches Motiv oder auch Hauptmotiv. Das Neuwort Leitmotiv wurde viel und scharf angegriffen. Schon 1877 bespöttelt Gutzkow, Die neuen Serapionsbrüder 2, 207 „die „Gedanken", die „Leitmotive", die … beim Blicken in ein ausgeschlagenes Gedichtbuch und dem melodramatischen Begleiten desselben … einfielen“. Noch entschiedener geht Joh. Scherr, Pork. (1882) S. 129 f. ins Zeug, der von einem „Monopolweihfestspiel, zusammengesetzt aus Hopfenstangenreimen und Malz-Maisch-Motiveleitungen“ redet. Auch Nietzsche 8, 11 und 28 polemisiert im „Fall Wagner“ (1888) heftig dagegen: „Was gar das Wagnerische „Leitmotiv“ betrifft, so fehlt mir dafür alles kulinarische Verständnis. Ich würde es, wenn man mich drängt, vielleicht als idealen Zahnstocher gelten lassen.“
Für den freieren Gebrauch vergl. z. B. Bamberger 5, 251 (1889).